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Erntedank im Mondseeland
Oktober 2015
Das Obst bekommt
der Herr Pfarrer
Die Mädchen der Landjugend Zell am Moos
mit ihrer Leiterin Sarah Nussbaumer (Zweite von rechts) binden in diesen Tagen nicht nur
die Erntekrone. Sie üben auch für die musikalische Gestaltung des Erntedank-Gottesdienstes.
Bild: Rule
E
s war der erste Tag nach der langen Hitze.
In der Bauernstube war es an diesem
Abend gemütlich und draußen auf den
Wiesen ist der frisch gefallene Regen
sofort wieder als ganz feiner Nebel auf-
gestiegen und hat ein milchiges Bild in die Land-
schaft gezaubert. Zum ersten Mal in diesem Jahr war
der Herbst spürbar und das passte genau zum Anlass.
Denn in der Bauernstube im Haus hoch über dem Irrsee
haben sich die Mädchen der Landjugend aus Zell amMoos
getroffen um alles für das Erntedankfest vorzubereiten.
Das ist viel Arbeit. Weil die jungen Leute
basteln nicht nur die Erntekrone, sondern
gestalten zum zweiten Mal auch den
Erntedankgottesdienst am 4. Okto-
ber aktiv mit. Nicht nur mit dem
Lesen der Fürbitten, weil das
ist eh klar. Die Zell am Moo-
ser Mädchen gestalten die
Messe auch musikalisch.
Dazu sind natürlich ei-
nige Proben notwendig
und mit denen wurde
schon Anfang September
begonnen.
E
rst
wenige
Tage vor dem
Gottesdienst
wird
die
E r n t e k r o -
ne gebunden. Da helfen
dann auch die Burschen. Auf
ein Grundgestell aus Eisenbögen wird
Stroh, Heu und Getreide gebunden. Verziert
wird die Erntekrone mit Obst und Gemüse, das die Bur-
schen und Mädchen der Landjugend aus den eigenen Gärten
mitnehmen. Das ist heuer nach diesem Jahrhundertsom-
mer kein Problem. Aber es hat schon ganz andere Jahre
gegeben. Da war Obst rar und die Landjugendmädchen
mussten tricksen: Sie haben einen Teil des Obstes im
Supermarkt gekauft. „Sicherlich, das ist jetzt nicht ganz
im Sinn der Sache. Aber was willst tun, wenn es bei uns
kein Obst gibt?“, sagt Landjugendleiterin Sarah Nussbau-
mer. „Und Südfrüchte waren eh keine dabei ...“, kichern
ihre Freundinnen.
U
nd dann steht
da plötzlich die
Frage im Raum,
was eigentlich
mit der Ernte-
krone passiert, nachdem sie
die Burschen in die Kirche
getragen und sie der Pfarrer
beim feierlichen Erntedank-
gottesdienst geweiht hat.
„Wir wissen nur, dass sie im
Pfarrhaus gelagert wird. Ab-
geräumt bis auf das Stroh
um das Eisengestell“, sagt
Sarah. Und was passiert
mit dem Obst? „Das be-
kommt der Pfarrer. Das ist
bei uns in Zell am Moos
eine jahrelange Traditi-
on“, wissen die Mädchen
und verabschieden sich zur
ersten Chorprobe.
Rupert Lenzenweger