Background Image
Previous Page  11 / 64 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 11 / 64 Next Page
Page Background

11

Repor tage

2015

Wald gefunden haben. Die ge-

fallen ihnen und deshalb wol-

len sie sie hergerichtet haben“

Sie machen auch Reparatu-

ren?

Ragginger:

„Natürlich. Re-

paraturen sind sogar ein gro-

ßer Anteil an meiner Arbeit.

Das reicht vom gründlichen

Putzen eines Krickerls über

das Ergänzen und Reparieren

von abgebrochenen Geweihen

und Hörnern bis hin zu Kom-

plettsanierungen von ganzen

Sammlungen. So habe ich zum

Beispiel vor einiger Zeit die

Trophäen des Jagdschlosses

Fuschl saniert. Die hängen seit

20 Jahren im Freien und haben

dementsprechend ausgeschaut.

Ich veredle aber Trophäen auch.

Zum Beispiel dadurch, dass ich

sie auf entsprechende Schilder

montiere. Die werden von mir

ganz nach den Wünschen der

Kunden entworfen und dann

bemalt. Mit Massenware hat

das absolut nichts zu tun. Und

mein Sohn hat seit einiger Zeit

damit begonnen, Tiere und

Jagdmotive zu zeichnen und zu

malen.“

Also ein Kunsthandwerk?

Ragginger:

„Naja, man kann

es schon ein bisserl so sehen.

Auf alle Fälle braucht man

beim Präparieren handwerkli-

ches Geschick. Man muss hin

und wieder auch improvisie-

ren. Da kommt mir natürlich

meine Routine zugute. So weit

Vorher und nachher.

Reparaturen an Jagdtrophäen sind die Spezialität von Sepp Ragginger.

Jagdtrophäen sind wie

Urlaubsfotos.

Für den einen

schöne Erinnerungen, für den

anderen unnützes Zeugs.

es geht, arbeite ich mit den

Originalknochen. Wenn das

gar nicht mehr möglich ist,

muss manchmal mit ein bisserl

Kunststoff nachgeholfen wer-

den. Aber immer nur so, das es

nicht sichtbar ist.“

Gibt es manchmal Stücke,

bei denen sich das Präparie-

ren oder Sanieren nicht aus-

zahlt?

Ragginger:

„Nein, gibt es

nicht. Weil jedes Stück hat für

den Menschen, der es besitzt,

eine ganz besondere Bedeu-

tung. Deshalb will er es ja er-

halten. Ich möchte das einmal

mit Urlaubsfotos vergleichen.

Für den einen Menschen sind

diese Fotos Erinnerungen an

eine schöne Zeit, die er nicht

vergessen möchte. Für unbe-

teiligte Betrachter sind es oft

nur schlechte und unscharfe

Schnappschüsse mit denen er

nichts anfangen kann.“

Sie sind selbst Jäger. Was

sagen Sie Menschen, die der

Meinung sind, dass die Jäge-

rei nur sinnloses Töten von

Tieren ist?

Ragginger:

„Dass das Wild

in unseren Wäldern auf einem

vernünftigen Stand gehalten

werden muss, brauchen wir

nicht zu diskutieren. Deshalb

schieße ich immer die ältesten

Tiere im Revier. Das habe ich

von meinem Vater so gelernt

und das ist meine Jägerehre.

Dass die Jägerei auf einer an-

deren Seite aber inzwischen

zu einem Geschäft geworden

ist, bei dem es nicht immer um

das Gleichgewicht in der Na-

tur geht, steht auch fest. Das

ist aber inzwischen bei vielen

Dingen so. Und wo bitte gibt

es in der heutigen Zeit keine

Auswüchse oder Fehlentwick-

lungen?“

Interview: Rupert Lenzenweger