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Repor tage
2015
Wald gefunden haben. Die ge-
fallen ihnen und deshalb wol-
len sie sie hergerichtet haben“
Sie machen auch Reparatu-
ren?
Ragginger:
„Natürlich. Re-
paraturen sind sogar ein gro-
ßer Anteil an meiner Arbeit.
Das reicht vom gründlichen
Putzen eines Krickerls über
das Ergänzen und Reparieren
von abgebrochenen Geweihen
und Hörnern bis hin zu Kom-
plettsanierungen von ganzen
Sammlungen. So habe ich zum
Beispiel vor einiger Zeit die
Trophäen des Jagdschlosses
Fuschl saniert. Die hängen seit
20 Jahren im Freien und haben
dementsprechend ausgeschaut.
Ich veredle aber Trophäen auch.
Zum Beispiel dadurch, dass ich
sie auf entsprechende Schilder
montiere. Die werden von mir
ganz nach den Wünschen der
Kunden entworfen und dann
bemalt. Mit Massenware hat
das absolut nichts zu tun. Und
mein Sohn hat seit einiger Zeit
damit begonnen, Tiere und
Jagdmotive zu zeichnen und zu
malen.“
Also ein Kunsthandwerk?
Ragginger:
„Naja, man kann
es schon ein bisserl so sehen.
Auf alle Fälle braucht man
beim Präparieren handwerkli-
ches Geschick. Man muss hin
und wieder auch improvisie-
ren. Da kommt mir natürlich
meine Routine zugute. So weit
Vorher und nachher.
Reparaturen an Jagdtrophäen sind die Spezialität von Sepp Ragginger.
Jagdtrophäen sind wie
Urlaubsfotos.
Für den einen
schöne Erinnerungen, für den
anderen unnützes Zeugs.
es geht, arbeite ich mit den
Originalknochen. Wenn das
gar nicht mehr möglich ist,
muss manchmal mit ein bisserl
Kunststoff nachgeholfen wer-
den. Aber immer nur so, das es
nicht sichtbar ist.“
Gibt es manchmal Stücke,
bei denen sich das Präparie-
ren oder Sanieren nicht aus-
zahlt?
Ragginger:
„Nein, gibt es
nicht. Weil jedes Stück hat für
den Menschen, der es besitzt,
eine ganz besondere Bedeu-
tung. Deshalb will er es ja er-
halten. Ich möchte das einmal
mit Urlaubsfotos vergleichen.
Für den einen Menschen sind
diese Fotos Erinnerungen an
eine schöne Zeit, die er nicht
vergessen möchte. Für unbe-
teiligte Betrachter sind es oft
nur schlechte und unscharfe
Schnappschüsse mit denen er
nichts anfangen kann.“
Sie sind selbst Jäger. Was
sagen Sie Menschen, die der
Meinung sind, dass die Jäge-
rei nur sinnloses Töten von
Tieren ist?
Ragginger:
„Dass das Wild
in unseren Wäldern auf einem
vernünftigen Stand gehalten
werden muss, brauchen wir
nicht zu diskutieren. Deshalb
schieße ich immer die ältesten
Tiere im Revier. Das habe ich
von meinem Vater so gelernt
und das ist meine Jägerehre.
Dass die Jägerei auf einer an-
deren Seite aber inzwischen
zu einem Geschäft geworden
ist, bei dem es nicht immer um
das Gleichgewicht in der Na-
tur geht, steht auch fest. Das
ist aber inzwischen bei vielen
Dingen so. Und wo bitte gibt
es in der heutigen Zeit keine
Auswüchse oder Fehlentwick-
lungen?“
Interview: Rupert Lenzenweger