Die Reportage
Seite 19
März 2016
Melanie Maderegger (Zweite von rechts) im Kreise der anderen Waisenkindern und mit den Hauptdarstellern Uwe Kröger und Han-
na Kastner.
Bilder (3): Salzburger Landestheater
Die vielen Gesichter der Andrea Maderegger auf der Bühne: Links als leichtes Mädchen in der Komödie „Zwischen Wahnsinn und
Mallorca”, in der Mitte als mannstolle Nebenbuhlerin in „Einer spinnt immer” und rechts als treusorgende Ehefrau im Lustspiel
„Die Reise nach Jerusalem”.
Alle Bilder: Rule
Milliardär Oliver Warbucks
adoptieren will. Vorher macht
er sich allerdings auf die Suche
nach Annies leiblichen Eltern
und setzt für sie sogar eine Be-
lohnung aus. Klar, dass sich da
plötzlich auch manch dubio-
se Gestalten als Annies Eltern
ausgeben ...
Bis Melanie Maderegger
endlich auf der Bühne stehen
konnte, war es ein weiter Weg.
Zwei Castings, bei denen aus
80 Mädchen die neun Darstel-
lerinnen ausgesiebt wurden.
Damit, dass sie es tatsächlich
schaffen könnte, haben Me-
lanie und ihre Eltern vorerst
nicht gerechnet. „Beim Cas-
ting waren viele Mädchen,
die schon Bühnenerfahrung
hatten und schon mehrmals an
solchen Castings mitgemacht
haben“, erinnert sich Melanie.
Noch deutlicher sagt´s Mutter
Andrea: „Wir waren dort die
richtigen Landeier. Ohne jede
Erfahrung und vielleicht auch
ein bisserl blauäugig“.
Umso überraschter waren
alle, als die Zusage kam. Für
Melanie ist ein Traum in Erfül-
lung gegangen. Für Mama und
Papa hieß es, sich umzustellen.
Plötzlich drehte sich alles nach
Melanies Probenplan. Und der
war umfangreich. Anfänglich
zweimal die Woche, zur Pre-
miere hin dann beinahe an je-
dem Tag und manchmal sogar
zweimal täglich. „So schlimm
es ist, da ist aber dann auch die
Schule plötzlich nebensäch-
lich geworden“, erinnert sich
Andrea Maderegger. Trotzdem
sind Mitschüler und Lehrer an
der Mittelschule in Henndorf
auf Melanie gleichermaßen
stolz und ihr Musiklehrer hat
sogar gemeinsam mit Melanie
immer wieder die Lieder für
das Vorsingen geprobt. Nächs-
te oder übernächste Woche
sitzen Melanies Lehrer, Mit-
schülerinnen und Mitschüler
geschlossen im Landestheater.
Genauso hart wie die Proben
sind auch die Auftritte. Ein-
einhalb Stunden vor der Auf-
führung müssen die Mädchen
da sein um sich einzusingen,
umzukleiden und sich auf die
Rolle zu konzentrieren. Die
erwachsenen Hauptdarsteller
Uwe Kröger und Hanna Kas-
tner treffen die Kinder erst auf
der Bühne. Dahinter haben sie
eigene Garderoben und Auf-
enthaltsräume.
Für Melanie Maderegger
hat sich nicht nur ein Traum
erfüllt. Sie ist sich jetzt auch
ganz sicher, dass sie Schau-
spieler und Musicaldarstel-
lerin werden möchte. Vorher
allerdings ist die Matura am
BORG das ganz große Ziel,
das es in ein paar Jahren zu er-
reichen gilt.
Und einmal gemeinsam mit
der Mama auf der Bühne ste-
hen, wäre das nichts? „Wenn
die Neumarkter einmal eine
Rolle für mich haben und mich
das Landestheater und der The-
ater Kinderchor gerade nicht
brauchen, warum nicht?“, ki-
chert Melanie verschmitzt und
zwinkert verstohlen ihrer Ma-
ma zu ...
Rupert Lenzenweger