Oktober 2014
Ursprung der Sage
Der Glaube an das Bannen
oder Anbinden war im Mond-
seeland weit verbreitet. Das
belegt auch noch eine schrift-
lich erhaltene Anleitung zu
einem solchen Zauber. Der
verstorbene
Heimatforscher
Florian Schallauer aus Mond-
see hatte 1956 aus der Obera-
schau, Radau eine verknitterte
alte Handschrift erworben, die
aus dem Jahr 1800 stammt. Es
or langer Zeit ereig-
nete sich in Oberhofen etwas
Seltsames. In der Mettennacht
blieb ein Bauer zuhause um
seinen Hof zu beschützen,
denn Diebe nützten oft heilige
Zeiten, in denen die Menschen
in der Kirche waren, um ein-
zubrechen und zu stehlen. Tat-
sächlich wurde der Bauer von
Dieben überrascht. Die Diebe
forderten sein ganzes Geld.
Was sollte der Bauer alleine ge-
gen die Diebe schon ausrichten
können? Merkwürdigerwei-
se blieb der Bauer ganz ruhig
und sage freundlich: „Nehmt
inzwischen Platz, ich werde
gleich das Geld holen.“ Als er
zurück kam schüttete der Bau-
er seine Münzen auf den Tisch.
Die Diebe wollten gierig da-
nach greifen, doch sie konnten
sich nicht mehr bewegen, denn
der Bauer hatte sie mit einem
Zauber angebunden.
Bis vor einigen Jahrzehn-
ten gab es in Oberhofen beim
Schwaiger noch ein Buch in
dem Weisheiten und Zauber-
sprüche geschrieben standen.
Eines Tages waren die Kinder
alleine zu hause und lasen sich
gegenseitig viele Zaubersprü-
che vor. Auf einmal hörten die
Kinder unheimliche Rufe die
immer lauter wurden. Aus den
Zimmerecken blinzelten große
gelbeAugen heraus. Und plötz-
lich flogen unzählige Eulen im
Kinderzimmer herum. Als die
Eltern heimkamen hörten sie
schon die Hilferufe ihrer Kin-
der. Schnell nahmen die Eltern
das Zauberbuch und lasen den
Zauberspruch rückwärts vor.
Daraufhin verschwanden die
Eulen so schnell wie sie ge-
kommen sind.
handelt sich dabei um einen
sogenannten Dieb-Segen, eine
Anleitung um einen Dieb fest-
zuzaubern und wieder befrein.
Abwehrsegen waren früher
für viele verschiedene Anlässe
im Gebrauch. Es gab Haus-,
Stall-, Feuer-, Wetter-, Pestse-
gen und so weiter, die auf Pa-
pier geschrieben oder gedruckt
waren. Sie wurden im Haus
angebracht, unter der Schwelle
vergraben oder am Körper ge-
tragen.
Sagenquelle
Buch: Wundersames Mond-
seeland. Sagen, Legenden, Er-
zählungen für Kinder und Er-
wachsene. Gesammelt und neu
erzählt von Anton Reisinger,
illustriert von Agneta Gräfin
von Almeida,
Verlag omnipublica, ISBN-10:
3-9502162-4-3, Euro 14,00
Verkauf: Museum Mondsee-
land, neben der Basilika