Augus t
Freikofel, Kleiner Pal
und Großer Pal wur-
den in erbitterten Nahkämpfen
und unter mörderischem Ar-
tilleriefeuer mehrmals erobert
und wieder verloren. Allein
der zweitägige Kampf um den
Kleinen Pal kostete beiden
Gegnern fast tausend Tote.
An diese schrecklichen
Kämpfe erinnert das Freilicht-
museum am Plöckenpass, als
weltweit größtes Museum die-
ser Art. Die Besucher erwartet
eine Wanderung entlang von
rekonstruierten Weg- und Stel-
lungsanlagen, Baracken, Stol-
len und Postenständen.
Dass wir überhaupt auf den
Plöckenpass gekommen sind,
war eher Zufall, nachdem
wir uns spontan entschlos-
sen haben, ein paar Tage lang
Kärnten auf zwei Rädern zu
erkunden. Da haben wir uns
bei der Anfahrt zunächst von
der Nockalmstraße begeistern
lassen. Die fast 35 Kilometer
lange Straße führt in 52 Keh-
ren durch den einzigen eu-
ropäischen Nationalpark im
sanften Hochgebirge mit dem
größten Fichten- und Zirben-
bestand der Ostalpen. Relativ
flach schiebt sich die Straße
nach oben und nach jeder Kur-
ve tun sich atemberaubende
Ausblicke auf. Da musst ein-
fach vom Gas um zu schauen
und die Gegend zu genießen.
Dazu kommen zahlreiche Ein-
kehrmöglichkeiten
entlang
der Straße. Wir haben mit der
„Glockenhütte“ die höchste
Raststätte ausgewählt. Nach
Bauernkrapfen und alkohol-
freiem Weißbier sind wir hin-
ter der Hütte verschwunden,
um an der Wunschglocke zu
läuten. Wenn man dann noch
einen kleinen Obulus in die
Kasse wirft, soll der während
des Läutens geäußerte Wunsch
auch Wirklichkeit werden.
Ich war bescheiden und habe
mir für die nächsten paar Ta-
ge schönes Wetter gewünscht,
nachdem ich heuer mit dem
Motorrad schon recht oft im
Regen unterwegs sein muss-
te. Was soll ich sagen? Es hat
geklappt. Ob´s wirklich an der
Wunschglocke lag, kann ich
jetzt auch wieder nicht sagen.
Weil der gelernte Alpenvor-
landler weiß: Grundsätzlich ist
das Wetter überall stabiler als
bei ihm zu Hause.
Schon die Anfahrt zur
Nockalmstraße war ein Er-
lebnis. Wir sind durch das
Thomatal auf der Bundschuh
Landestraße gefahren. Was
sich jetzt nach Hauptverkehrs-
weg anhört, entpuppte sich als
liebliches Fahrwegerl durch
ein breit verlaufendes Tal, das
jedem Postkartenklischee ent-
spricht. Der Bach rinnt neben
der Straße, die Wiesen sind
bunt mit Blumen übersäht und
dass sich die Kühe nicht an Re-
geln halten und auch bei Ver-
kehr recht stur auf der Straße
stehen bleiben, passt gut zu
diesem Bild, das von den Aus-
läufern der Nockberge recht
imposant gerahmt wird.
Dass hier aber beileibe nicht
immer die Landwirtschaft die
Landschaft geprägt hat, zeigt
ein Besuch des Hochofenmu-
seum Bundschuh direkt ne-
ben der Straße. Der Hochofen
stammt aus dem Jahr 1862 und
war damals der modernste Ös-
terreichs. Der Bergbau und die
Verhüttung reichen aber bis in
das 16. Jahrhundert zurück.
Jahrhundertelang wurde das
Erz im Schönfeldgebiet abge-
baut und mit Ochsenfuhrwer-
ken zehnKilometer talauswärts
nach Bundschuh gebracht,
wo das Eisenerz im Winter zu
Roheisen geschmolzen wurde.
Im Hammerwerk Mauterndorf
wurden dann daraus Nägel,
Draht und Formstahl gemacht.
Zum letzten Mal wurde 1903
Roheisen erzeugt, nachdem
das Werk schon 1885 wegen
Unrentabilität zum ersten
Mal geschlossen wurde. Zum
Glück wurde aus dem Hocho-
fen in Bundschuh nie irgend-
welche Anlagenteile entfernt,
so dass heute die Besucher auf
ein weitgehend vollständiges
Industriedenkmal treffen.
Auf ein Industriedenkmal
ganz anderer Art sind wir am
nächsten Tag bei unserer Fahrt
auf der Malta Hochalmstraße
gestoßen. Diese gut 14 Kilo-
meter lange Hochalmstraße
endet auf 1.933 Meter Höhe
bei der höchsten Staumauer
Österreichs, der Kölnbrein
Staumauer. 200 Meter Höhe
und 626 Meter Breite sind not-
wendig, um in Spitzenzeiten
200 Millionen Kubikmeter
Einfach nur trostlos.
Einst wurde am Plöckenpass geschmuggelt
auf „Teufel komm raus“. Jetzt fahren alle auf der Autobahn.
Wünschen und läuten.
Dann
gehen Wünsche in Erfüllung.
Die Wunschglocke am höchs-
ten Punkt der Nockalmstraße.
Die Burg von Gmünd
ist ein geschichtsträchtiges Kulturzentrum
in der Region.
Unzählige Wasserfälle
begleiten den Reisenden auf seinem Weg
auf die Spitze der Malta Hochalmstraße.