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Re i sen & Fre i ze i t
LESEZEICHEN
W
enn ich jetzt ganz ehrlich bin: Das hät-
te ich mir von Manfred Baumann nicht
erwartet. Da lässt der Salzburger Autor
den Kommissar Meraner mehr als 280
Seiten lang recht unaufgeregt und nach allen Regeln
des kriminalistischen Handwerks seinen vierten Fall
klären, bis sich Meraner und die Leser eigentlich einig
sind, wer der Täter ist. Und dann
kommt plötzlich alles ganz
anders. 20 Seiten vor Ende
des Buches dreht sich alles
um. Die Geschichte erscheint
in einem neuen Licht und trotz-
dem bleibt alles ganz logisch.
Kommissar Martin Meraner
hat´s diesmal auf´s Land ver-
schlagen. Nach Krimml, um
ganz genau zu sein, wo ein jun-
ges Mädchen ausgerechnet beim
Wasserfall tot aufgefunden wird.
Lena Striegler war Marketenderin
bei der Ortsmusik und drauf und
dran, den Austrian Marketenderin-
nen Award zu gewinnen. Eine große
Castingshow auf allen Fernsehsen-
dern, so ganz nach dem Motto „noch
ein Superstar“.
Für Martin Meraner wird der Fall
aber nicht nur eine kriminalistische
Herausforderung. Der Mord Lenas
lässt auch Meraners Vergangenheit
wieder lebendig werden, die er auch in
Krimml verbracht hat. So ist ausgerechnet die Mutter
des Mordopfers jene Frau, die Meraner einst eine un-
fassbare Liebesnacht beschert hat, und kurzzeitig in
Meraner sogar den Verdacht aufkommen lässt, dass
vielleicht sogar er der Vater des toten Mädchen sein
könnte. Der Bürgermeister ist noch immer der Kotz-
brocken, der er als Bub schon in
der Schule war. Und Meraners
Oma ist nach wie vor der sichere
Anker in all dem Chaos.
Manfred Baumanns Kriminal-
romane legt man nicht mehr so
schnell aus der Hand. Sauber
geschrieben, witzig formuliert
und vor allem in jeder Phase
logisch durchdacht sind die
Bücher blendende Unterhal-
tung. Egal ob daheim vor
dem Kamin, weil gerade
einmal wieder der Sommer
2014 eine Pause macht.
Oder auf der Liegewiese
am See, weil der Sommer
gerade einmal keine Pau-
se macht.
Drachenjungfrau.
Kri-
minalroman von Man-
fred Baumann, er-
schienen im Gmeiner-
Verlag, 304 Seiten,
€ 11,99, ISBN 978-
8392-1587-9.
Wie im richtigen Leben: Plötzlich
ist alles doch ganz anders
Martin Meraners vierter Fall führt den Kommissar diesmal auf´s Land
M
eine Geschichten hinterlassen Wunden, die tiefer
gehen, als jeder Messerstich.“ Das sagt Sebastian
Fitzek von sich selbst. „Fitzek ist der deutsche Stephen
King“, das sagt die RTL-Kulturredaktion über Fitzek.
Und was sagt uns das? Dass Fitzek derzeit die span-
nendsten Thriller in deutsch schreibt.
„Noah“ ist der Titel seines
neuen Buches und das beginnt
damit, dass der Held des Ro-
mans nicht weiß, wie er heißt.
Er hat keine Ahnung, wo er
herkommt. Er kann sich nicht
erinnern, wie er nach Berlin
kam, und seit wann er hier auf
der Straße lebt. Die Obdach-
losen, mit denen er umher-
zieht, nennen ihn Noah, weil
dieser Name tätowiert auf der
Innenseite seiner Handfläche
steht.
Noahs Suche nach seiner
Herkunft beschert dem Leser
Gänsehaut auf dem Rücken.
Denn mit jedem Mosaikstein-
chen aus der Vergangenheit
wird für Noah die Geschich-
te unfassbarer und entwickelt
sich langsam zu einem Kampf
ums Überleben der gesamten
Menschheit. Fitzek liefert mit
„Noah“ nicht nur einen gran-
diosen Roman ab, sondern
spickt diesen auch noch mit
erschreckenden Zahlen die
deutlich machen, wie weit wir
auf dem Weg zur Selbstaus-
rottung eigentlich schon sind.
Noah,
Sebastin Fitzek, Bas-
tei-Verlag, ISBN 978-3-8387-
4496-4. Amazon-Preise: ge-
bundene Version € 20,55;
Kindle-Download € 14,99.
Ein Mann ohne Gedächtnis
sorgt für Gänsehaut beim Leser
„Noah“ ist der neue Thriller von Sebastian Fitzek
2014