Augus t 2015
ir sind damit groß gewor-
den und haben verbotener
Weise den einen oder ande-
ren Schilling zu viel darin
versenkt. Dabei hatten wir
eh schon genug Kaugummis.
Aber nicht das klebrige Zeugs
hat es uns angetan, sondern
das kleine Taschenmesser, das
auch als Schlüsselanhänger
verwendet werden konnte. Wir
waren nur wenige Zentimeter
davon entfernt und doch war es
für uns durch eine Glasscheibe
unerreichbar. Wir rüttelten den
Automaten, wir klopften und
trommelten auf das Ding. Das
Messer rutschte auch hin und
wieder in eine günstige Lage.
Aber herausgekommen ist es
nie. Schade.
Tagelang schlichen wir um
den Automaten. Wir wussten
jederzeit ganz genau, wie viel
Kaugummikugeln im Behälter
waren. Weil mit jeder Kugel
die jemand aus dem Automa-
ten holte, wurde unsere Chan-
ce größer, dass wir zu unserem
Messerl kamen. Inzwischen
hatten sich schon viele andere
Dinge angesammelt. Ringe mit
bunten, völlig unechten
Steinen. Lusti-
ge Figuren
in durch-
sichtigen Plastikkugeln. Dazu
kleine Trillerpfeifen, Dinosau-
rier, Krokodile oder Schlangen.
Alles ging leichter her, als die-
se Messerl.
Dabei hatte sich jeder von
uns eine ganz spezielle Taktik
zurechtgelegt. Die einen dreh-
ten die erste Hälfte am Rad
ganz schnell und die zweite
Hälfte dann direkt aufreizend
langsam. Wieder andere dreh-
ten langsam bis zum hörbaren
„klick“ und dann schnell. Ich
drehte das Rad gleichmäßig
durch und hätte damals ge-
schworen, dass das die beste
Methode ist. Dann fielen die
Kaugummis gegen den Eisen-
deckel und nicht selten zitter-
ten unsere Finger vor Nervo-
sität, wenn wir diesen Deckel
dann langsam anhoben um zu
schauen, was der Automat alles
ausgespuckt hat.
Heute habenKaugummiauto-
maten ihren Reiz verloren. So-
fern man überhaupt noch wel-
che findet, geben sie oft eher
ein trostloses Bild ab. Besprayt
und beschmiert, von vergebli-
chen Aufbruchsversuchen mit
Sprüngen und angeschmolze-
nen Gläsern verunziert.
Gibt es überhaupt noch
Kaugummiautomaten?
Die-
se Frage ist kürzlich in der
VOLLMOND-Redaktion auf-
getaucht. Und weil wir keine
eindeutige Antwort darauf ge-
funden haben, haben wir uns
aufgemacht, um nach dem
letzten Kaugummiautomat
im Mondseeland zu suchen.
Getroffen haben wir einen
Automaten in Zell am Moos
und der zeigte sich von ei-
ner recht frischen Seite. Wir
stellten dem Automaten eini-
ge Fragen.
Wie oft kommen noch Kinder,
um sich bei Ihnen einen Kau-
gummi zu holen?
Kaugummiautomat:
„Eher
selten. Das stimmt schon. Aber
es gibt immer noch Kinder, die
gerne an meinem Rad drehen
und sich dann über den Kau-
gummi oder das kleine Ge-
schenk freuen.“
Wie viele Kollegen haben Sie
in Österreich noch?
Kaugummiautomat:
„Dazu
gibt es natürlich keine genauen
Zahlen. Aber ein paar tausend
sind es schon noch.“
Das Geschäft mit den Auto-
maten zahlt sich demnach
noch aus?
Kaugummiautomat:
„Da
müssen Sie meinen Betreiber
fragen. Aber ich denke, wenn
es sich nicht rentieren würde,
wäre ich nicht mehr da. Natür-
lich schwanken die Umsätze
von Automat zu Automat. Ich
weiß, dass meine Kollegen an
guten Plätzen monatlich bis zu
300 Euro einspielen können.
Wieviel es bei mir ist, kann ich
nicht sagen. Ich kenne aber Au-
tomaten, da beträgt der monat-
liche Umsatz nur 20 Euro.“
Wer sind ihre große Konkur-
renten?
Kaugummiautomat:
„In ers-
ter Linie sind es die Super-
marktkassen. Da stapeln sich
die Süßigkeiten. Darunter auch
viele Kaugummis.“
Liegt es vielleicht auch dar-
an, dass das Angebot an den
Supermarktkassen appetitli-
cher erscheint?
Kaugummiautomat:
„Das
kann ich jetzt nicht beurtei-
len, ich komme nie in einen
Supermarkt (lacht blechern).
Tatsache aber ist, dass auch wir
Automaten in der Regel gut
gewartet werden. Wir werden
geputzt und immer wieder mit
frischen Kaugummis befüllt.
Man braucht also nicht zu be-
fürchten, dass man aus einem
W
Es waren
kleine,
wertlose
Sachen, die
uns Kinder
immer wieder
magisch
zu den
Automaten
zogen