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April 2016
Die Reportage
Jaja, das kennen auch alle Pedalritter.
Plötzlich kannst drücken und ziehen und trotzdem lassen sich die Gänge nicht mehr schalten. Da
kannst dann von Glück reden, wenn du es bis zum nächsten Repair-Café schaffst.
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ie müssen nur den Nippel durch die Lasche zieh‘n. Und mit der kleinen Kur-
bel ganz nach oben dreh‘n. Da erscheint sofort ein Pfeil. Und da drücken sie
dann drauf. Und schon nimmt die Reparatur ihren Lauf. Leider ist es nicht
immer ganz so einfach, wie von Mike Krüger 1980 besungen. Davon wissen
auch die Besucher eines Repair-Cafés ein Lied zu singen. So wie jüngst in Seeham.
Was ist ein Repair-Café und
was hat das mit Mike Krügers
musikalischen Hitparadenstür-
mer von vor mehr als einem
Vierteljahrhundert zu tun? Im
Grunde geht´s darum: Wir
werfen zu viel weg. Kaum ist
irgendwo eine Schraube lo-
cker, eine Dichtung nass, eine
Feder ohne Spannung oder ei-
ne Sicherung kaputt, wandert
das Trum in den Abfall. Weil
das Zeugs ist eh schon einige
Monate alt und reparieren? Das
zahlt sich nicht mehr aus!
Von Rupert LENZENWEGER
Wer sagt, dass sich reparie-
ren nicht mehr auszahlt? Die
Produzenten sagen das. Eh
klar. Und in den Großmärkten
die Verkäufer sagen das. Auch
klar. Was aber sagt der Bastler,
der geschickte Handwerker, der
Tüftler in seiner kleinen Keller-
werkstatt? Oder was meint der
Fachhändler, den es früher um
jede Ecke gab und der längst
auf der Liste der aussterbenden
Arten ganz oben steht. Sie alle
sagen: „schaun mir mal“.
Mit „schaun mir mal“ ist
schon die erste Hürde der Re-
paratur geschafft. Hinsetzen
und nachschauen, wieso der
Drucker nicht mehr druckt, das
Bügeleisen nicht mehr heiß
wird oder die Kaffeemaschi-
ne nur mehr blubbert, anstatt
einen ordentlichen Espresso
zu brühen. Genau das passiert
in einem Repair-Café. Da gibt
es Experten. Durchblicker, die
wissen wo es haken kann. Und
S
Gemeinsam auf
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REPORTAGE