Das etwas andere Interview
Dezember 2015
Seite 11
Schauen Sie genau hin.
Wer ist dieser Nikolaus?
Die richtige Antwort: Köstendorfs Altbürgermeister Josef Krois.
Herr Nikolaus, sind
Sie auch Musiker?
W
eißer Bart und
prächtiges Ge-
wand. Dazu ein dickes
Buch mit goldenen Let-
tern und ein wertvoller
Pilgerstab. Noch bevor
die hektischen Tage für
ihn beginnen, haben
wir den Nikolaus bei
ihm zu Hause besucht
und wir haben uns ge-
fragt, wer steckt ei-
gentlich hinter dem
Rauschebart?
Wie viele Tage sind Sie heuer
als Nikolaus unterwegs?
Nikolaus:
„Zwei Tage. Einen
Tag bin ich mit meinen En-
gerln beim Köstendorfer Ad-
ventmarkt und beschenke dort
die Kinder mit meinen Gaben.
Am zweiten Tag komme ich zu
einigen Kinder nach Hause.“
Und wie lange machen Sie
das schon?
Nikolaus:
„Seit rund 20 Jah-
ren bin ich in Köstendorf un-
terwegs. Begonnen hat alles
mit einer Anfrage der Kinder-
gartenleiterin an das Gemein-
deamt, ob es dort nicht jemand
gäbe, der als Nikolaus in den
Kindergarten kommen könnte.
Da habe ich mich entschlossen,
es zu machen. Seit ich in Pen-
sion bin, mache ich es regelmä-
ßig jedes Jahr.“
Sind die Kinder schlimm?
Nikolaus:
„Um Gottes willen,
nein. Ich bin jetzt auch nicht
ein Nikolaus der schimpft oder
droht. Im Gegenteil, ich bin ein
gütiger Mann, der vor allem die
guten Seiten der Kinder sieht
und sie dafür lobt. Deshalb ha-
be ich auch keinen Krampus
mit.“
Haben Kinder schon einmal
versucht, hinter ihre wahre
Identität zu kommen?
Nikolaus:
„Jaja, das kommt
schon vor. Einmal hat ein Mäd-
chen seinen Eltern erzählt, dass
der Nikolaus die gleiche Stim-
me hat, wie einer der Nachbarn.
Tatsächlich hat das Mädchen
nur ein paar Häuser weiter ge-
wohnt. Und einmal hat ein Bub
zu seinem Vater gesagt, dass er
eigentlich den Nikolaus kennen
müsste. Als der Vater dann ganz
verwundert gefragt hat, wieso
ausgerechnet er den Nikolaus
kennen müsste, hat ihm sein
Bub erklärt, dass der Nikolaus
die gleichen Schuhe anhat, wie
die Musiker der Trachtenmu-
sikkapelle Köstendorf, bei der
auch der Vater gespielt hat.“
Und, hat das mit den Schu-
hen gestimmt?
Nikolaus:
„Ja, ich habe wirk-
lich meine Musikerschuhe an-
gezogen. Die haben eine große
Silberspange drauf und ich ha-
be mir gedacht, das würde dem
Nikolaus auch gut stehen. Da-
mit, dass Kinder die Schuhe er-
kennen könnten, habe ich nicht
gerechnet.“
Muss man da als Nikolaus
nicht auch lachen?
Nikolaus:
„Natürlich muss
man da manchmal auch lachen.
Wer Kinder kennt, der weiß,
dass immer etwas Unvorher-
gesehenes passieren kann. Da-
vor ist auch der Nikolaus nicht
gefeit. Da hilft es dann, wenn
man ein bisserl ein schauspiele-
rische Talent hat. So kann man
sich über manche Situation hin-
wegretten.“
Sie bekommen auchGeschen-
ke von den Kindern?
Nikolaus:
„Natürlich. Viele
Kinder geben mir eine Zeich-
nung, fast alle können ein Ge-
dicht, das sie aufsagen. Das
macht dann auch die Eltern
stolz. Oft ist es dann so gemüt-
lich, dass es einem schwer fällt,
weiter zu ziehen. Aber die an-
deren Kinder warten schließ-
lich auch noch.“
Wenn man Ihnen so zuhört,
scheinen Sie überhaupt das
sprichwörtliche Herz für
Kinder zu haben.
Nikolaus:
„Ja, das habe ich.
Nicht nur weil ich selbst Kin-
der habe und auch Enkerl bei
mir über den Hof toben. Ich
finde, dass wir uns immer be-
wusst sein sollten, dass Kin-
der unser wertvollstes Kapital
für die Zukunft sind. Deshalb
sind wir verpflichtet, ihnen die
besten Bedingungen zu bieten.
Das beginnt schon im Kinder-
garten und geht weiter über die
Schulen. Schon als ich Bürger-
meister war, sind mir die Kin-
der und Jugendlichen beson-
ders am Herzen gelegen.“
Wissen Sie jetzt, wer in
Köstendorf in das Kostüm des
Nikolauses schlüpft, um die
Kinder zu überraschen? Nein.
Dann können Sie den Nikolaus
persönlich am 6. Dezember am
Adventmarkt in Köstendorf
treffen. Vielleicht kommen Sie
dann auf des Rätsels Lösung.
Interview: Rupert Lenzenweger