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Aktuelles aus dem Mondseeland

Besonders in der Weihnachtszeit

treffen Brauchtum und religiö-

se Feste aufeinander, verbinden

sich. Auch wenn es oft recht hek-

tisch zugeht, die Weihnachtszeit

möchten die meisten von uns

doch nicht missen. Gerade jetzt

ist auch die Zeit des Teilens und

Gebens. Die Geschichte der Her-

bergssuche wird in diesem Jahr

eine neue Bedeutung bekom-

men, suchen doch seit vielen

Wochen so viele Menschen eine

neue Herberge, ein neues Zuhau-

se. Wird im Mondseer Camp der

Asylsuchenden eigentlich Weih-

nachten gefeiert? Eine Spuren-

suche ergab erstaunliche Funde:

eine junge irakische Frau erzählt

mit großer Begeisterung von

der Geschichte Jesus und seiner

Mutter Maria, auf Nachfrage

erfahre ich von Amina Bagha-

jati, der Medien-Sprecherin der

Islamischen Gemeinschaft in

Österreich, dass die Verkündi-

gungsgeschichte recht ähnlich

der christlichen Variante sogar

Platz im Koran hat.

Meine irakische Gesprächs-

partnerin, Dina, möchte sich

gerne heuer auf diese Begeg-

nung mit dem Christentum

einlassen, sie hat keine Berüh-

rungsängste. „Warum nicht“

meint sie und erzählt mir,

dass sie gerne Weihnachten in

Salzburg sein möchte, um mit

Freunden zu feiern.

Tatsächlich gibt es auch

schon Einladungen an die Be-

wohner im Camp, doch mit zu

feiern, eine Nikolofeier für die

Kinder und ähnliches.

Für die Expertin Amina Bag-

hajati heißt es hier, sensibel

zu sein. Es geht ja nicht dar-

um, jemanden zu missionie-

ren. Wichtig wäre nach ihrer

Ansicht, bei einer Einladung

zu erklären, was gemeint ist.

Die Religion und das Brauch-

tum zu unterscheiden, dann

Weihnachten feiern …

Michaela Froschauer

(Mitte) bei ihrem täglichen, ehrenamtlichen

Einsatz im Mondseer Camp der Asylsuchenden.

Bild: Christina Burda

Dezember 2015

sind Missverständnisse auch

vermeidbar. Sie erzählt eine

nette Geschichte: Vor zwan-

zig Jahren hätten muslimische

Einwanderer Sorge gehabt, mit

Vanillekipferl und dem Besuch

auf einem Adventmarkt religi-

öse Vorschriften zu verletzten.

Erst als die Unterscheidung

zwischen Brauchtum und reli-

giöser Handlung erklärt wurde,

war diese Hürde beseitigt.

Für Michaela Froschauer, die

unermüdlich aktive Ehrenamt-

liche in Mondsee, gilt eben-

falls: „Lieber vorsichtig und

rücksichtsvoll vorgehen, nie-

manden überrumpeln, obwohl

man es nur gut meint.“

Daher wird es auch keine

großen Feiern geben, meint

sie. Vielleicht dann zum

Jahreswechsel, der nicht so

religiös besetzt ist – die Ge-

schenke sind sicher auch dann

willkommen. Viele gute Wün-

sche für ein besonderes neues

Jahr inklusive.

Christina Burda