Wieso ist der der Mensch so deppert?
Die richtigen Fragen zu stellen, hat Gregor Seberg schon als Oberstleutnant Helmuth Nowak bei der SOKO Donau gelernt. Elf Jahre lang war er als Sonderermittler auf den Fernsehschirmen in unseren Wohnzimmern zu Gast und hat sich so eine österreichweite Bekanntheit erspielt. Seit acht Jahren ist Seberg jetzt als Kabarettist auf den Kleinkunstbühnen unterwegs. Fragen zu stellen hat er sich dabei nicht abgewöhnt.
Auch den Abend im Obertrumer Bierkabarett eröffnete Seberg mit zwei Fragen an das Publikum. Wie heißt eigentlich der österreichische Landwirtschaftsminister? Schweigen im Saal und auch Seberg selbst blieb die Antwort schuldig. Und dann die zweite Frage: Wieso ist eigentlich der Mensch so deppert? Darauf wusste Seberg genügend Antworten und hat uns diese dann in Form eines äußerst vergnüglichen Abends mitgeteilt.
Er spannte dabei den Bogen von seiner Großmutter, bei der er aufgewachsen ist, bis zu einem launigen Oberösterreicher der maulfaul trotzdem alles sagt. Dazwischen immer wieder Pointen. Manchmal spitz, hin und wieder etwas tief oder mit einem Verzögerungseffekt. So machte er H. C. Strache zum St. Rache oder kommt zu der Erkenntnis, dass man das Alter der Kinder an den Augenringen der Eltern erkennt.
Gregor Seberg beherrscht den Wortwitz und braucht dazu wenig Beiwerk. Nur zweimal schlüpft er in ein Kostüm um zum einen als über 100-jähriger Angler nach jungen Mädchen zu fischen. Als Köder verwendet er Häuser und Geld. Und den zweiten Teil beginnt Seberg im Steirerjanker, den er aber wieder ablegt, nachdem er ausführlich und höchst komisch das gleich mehrfach eruptive Gefühl eines Jägers nach dem Schuss auf den Hirschen beschreibt. In solchen Szenen glänzt Seberg nicht nur als begnadeter Kabarettist sondern lässt auch sein großes schauspielerisches Talent weithin sichtbar aufblitzen.
Ach ja, und noch etwas: Kabarettisten bauen ja oft ganz gerne das Publikum in ihr Programm mit ein. Auch Seberg kann dieser Versuchung nicht widerstehen. Dieses Spiel wird aber nie peinlich oder gar beleidigend und kann für alle höchst vergnüglich sein, wenn sich etwa eine schlagfertige Hamburgerin im Publikum findet, so wie das in Obertrum der Fall war.
Rupert Lenzenweger -25. 1. 2024-
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Das weiß Wikipedia über Gregor Seberg:
Gregor Seberg und seine ältere Schwester sind in Graz bei ihrer Großmutter aufgewachsen. Mit 13 Jahren kamen Seberg und seine Schwester zu ihrer Mutter nach Wien. Nach der Matura studierte er einige Semester Germanistik und Theaterwissenschaft und wechselte dann auf das Konservatorium der Stadt Wien, Abteilung Schauspiel. Anschließend arbeitete er als freier Schauspieler, Regisseur und Autor. Zwei Jahre lang moderierte er die Sendung Talk Radio auf Ö3. Seberg ist Mitbegründer der Theatergruppe „Ateatta“, er spielte den Alex in der Bühnenfassung von Uhrwerk Orange. Außerdem spielte er im Solostück Sex, Drugs, Rock & Roll sowie in Richard III., Onkel Wanja, Der Elefantenmensch (John Merrick), Der Widerspenstigen Zähmung (Petrucchio), Die Drei von der Tankstelle (Kurt), Die Entführung aus dem Serail (Bassa Selim), Weh’ dem, der lügt (Leon) und Cyrano de Bergerac (Titelrolle). Von 2006 bis 2017 verkörperte er in der Fernsehserie SOKO Donau (SOKO Wien) den Oberstleutnant Helmuth Nowak.