Vor 50 Jahre brachte Hans Anglberger die olympische Flamme

Die Olympischen Spiele 1972 in München sind den meisten von uns nicht durch sportliche Leistungen in Erinnerung. Die ersten Gedanken an München drehen sich um Terror und einen versuchten Befreiungsschlag von Geiseln, bei dem insgesamt 14 Menschen ums Leben kamen.

Wesentlich erfreulichere Erinnerungen an die Olympischen Spiele vor genau 50 Jahren hat der Lochener Gewichtheber Hans Anglberger. Der war als damals 21-Jähriger einer von 541 Fackelläufern, die die olympische Flamme durch Österreich trugen.

Wieso wurden gerade Sie als Fackelträger ausgewählt?

Anglberger: „Das war gar nicht so einfach. Von den 541 Fackelträgern durften drei Gewichtheber sein. Zwei aus der allgemeinen Klasse und ein Junior. Ich startete damals noch in der Juniorenklasse und für den Fackellauf gab es eine eigene Ausscheidung, die über fast ein Jahr ging. Ich war in dieser Zeit lange auf dem zweiten Platz. Dann konnte ich ganz überraschend die Staatsmeisterschaft in der allgemeinen Klasse gewinnen und habe mich damit im letzten Moment als Fackelträger qualifiziert.“

Wie ist der Fackellauf dann abgelaufen?

Anglberger: „Ich bin am 21. August 1972 schon früh am Morgen mit unserem Vereinsobmann Peter Schnabl nach Neulengbach gefahren. Dort wurde mir dann gegen 10 Uhr das Feuer überreicht und ich musste genau einen Kilometer nach St. Pölten damit laufen. Im Grunde genommen war es nur ein schnelleres gehen, weil ich musste ja aufpassen, dass mir das Feuer nicht ausging. Klingt jetzt im Nachhinein betrachtet nicht recht spektakulär. Aber für mich und auch dem Gewichtheberverband war das eine große Ehre. Die Fackel habe ich immer noch als schöne Erinnerung.“

In München bei den Olympischen Spielen waren Sie aber nicht?

Anglberger: „Nicht als Teilnehmer. Aber gemeinsam mit einigen Vereinskollegen aus Lochen sind wir nach München zu den Gewichtheber-Bewerben gefahren um die österreichischen Teilnehmer anzufeuern. Das war ein paar Tage vor dem schrecklichen Attentat.“

Aber später waren Sie dann Teilnehmer bei olympischen Spielen?

Anglberger: „Nicht in der allgemeinen Klasse, da bin ich zweimal ganz knapp am Olympia-Limit gescheitert. Aber bei den Spielen für die Masters, also quasi für die älteren Herren, habe ich zwischen 1977 und 2009 dreimal an den Spielen teilgenommen, die immer ein Jahr nach den regulären Olympischen Spielen ausgetragen werden. Und ich habe einmal Gold und zweimal Silber gewonnen.“
Drei Medaillen mit einem ganz besonderen Platz in Ihrer „Sammlung“?
Anglberger: „Das kann man schon so sagen. Eine olympische Medaille ist für jeden Sportler etwas ganz besonderes und glänzt entsprechend hell. Aber auch die neun Europameistertitel und die acht Weltmeistertitel sind absolute Höhepunkte meiner sportlichen Karriere.“
Und es könnten noch mehr werden.
Anglberger: „Stimmt. Anfang Dezember sind in Orlando wieder Weltmeisterschaften. Darauf habe ich jetzt mein ganzes Training ausgerichtet. Denn da möchte ich nicht nur dabei sein, sondern selbstverständlich auch meinen Weltmeistertitel verteidigen.“

Sie sind inzwischen über 70 Jahre alt und immer noch topfit. Welches Rezept für Ihre „ewige Jugend” haben Sie?

Anglberger: „Immer im Training bleiben. Ich trainiere mehrmals die Woche und habe immer noch viel Spaß am Sport. Und dann setze ich mir stets Ziele, für die es sich lohnt, den ganzen Aufwand zu betreiben. Und dankbar muss ich für meine Gesundheit sein, die gewissermaßen die Basis für alle diese Erfolge ist.“
Interview: Rupert Lenzenweger

Hans Anglberger genau nach 50 Jahren. Die Fackel hat er noch immer. Bild: Rule