Industrie-Ruinen erzählen vom Elend der Minenarbeiter

Buggerru, Sardinien, 4. September 1904

Sie schießen auf uns. Nie und nimmer hätten wir damit gerechnet, dass die Soldaten ernst machen würden. Viele von ihnen waren bisher unsere Freunde, Nachbarn oder Mitbewohner. Mit dem ersten Schuss löst sich jede Ordnung auf. Der wohlorganisierte Protestmarsch wird schlagartig zum Chaos. Jeder versucht sich in Sicherheit zu bringen. Drei von uns schaffen es nicht mehr. Sie sterben im Kugelhagel. Dutzende Männer werden schwer verletzt. Manche erholen sich davon ihr ganzes Leben nicht mehr. So geht der erste Streik in Italien blutig zu Ende.

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Schauplatz dieser blutigen Auseinandersetzung vor 120 Jahren war die Bergwerksanlage in Buggerru. Ein Bergdorf im Südwesten Sardiniens, das 1864 entstand. Damals war die Nachfrage nach Zink und Blei riesengroß. In den Bergen von Buggeru gab es Unmengen davon. Also wurde begonnen, die Erze in großem Stil abzubauen und zu verschiffen. Ziel waren in erster Linie die Hütten in Nord-Europa.

Das Bergdorf war von Anfang an in zwei Hälften geteilt. Auf der einen Seite die Minenarbeiter, die schwer schuften und dennoch mit ihren Familien in bitterster Armut leben mussten. Auf der anderen Seite die Direktoren, die es sich an nichts fehlen ließen. Ihre Stadtviertel verfügten über Strom und breiten Straßen. An den Schulen für ihre Kinder durften nur die besten Lehrer unterrichten. Bibliotheken und sogar ein Theater ließen auch das kulturelle Leben nicht zu kurz kommen. Bei so viel Prunk und Protzerei wurde dieser Teil Buggerrus bald in ganz Sardinien nur mehr das „kleine (petit) Paris“ genannt wurde.

Bis 1979 wurden über eine Million Tonnen Zink und 200.000 Tonnen Blei abgebaut. Dann wurden die Anlagen geschlossen und verfallen seither. Sie haben sich inzwischen zu den bekanntesten „lost Places“ in Sardinien entwickelt und sind unübersehbar für alle Urlauber, die nach Buggerru kommen. Das Dorf hat heute mit rund 1.000 Einwohner zwar nur mehr ein Fünftel der Größe seiner Blütezeit, lockt aber mit einem der schönsten Strände an Sardiniens Westküste. Der moderne kleine Hafen liegt unter der Ausfahrt des Henry Tunnels, der einst als Bahntunnel für die Beförderung der gewonnenen Mineralien gebraucht wurde. Im Zentrum des Dorfes steht eine Skulpturen des Künstler Pinuccio Sciola zur Erinnerung an die drei beim Aufstand gefallenen Bergleute.

Wer sein Wissen über die Welt des Bergbaus in Sardinien vervollständigen möchten, besichtigt das Museo del Minatore (Bergarbeitermuseum) und machte einen Spaziergang zwischen Brunnen und Maschinen und den langsam zerfallenden Residenzen und Herrschaftshäuser.

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Ehrlich gesagt: Nach unserer Revolte sind die Lebensbedingungen für uns Minenarbeiter kaum besser geworden. Wir mussten noch viele Jahre lang mit tiefster Armut kämpfen, während in den Herrschaftshäusern ein paar Straßen weiter in Saus und Braus gelebt wurde. Dieser 4. September 1904 gilt als einer der wichtigsten Geburtshelfer der italienischen Gewerkschaft, die ein paar Monate später schon so stark war, dass sie den ersten Generalstreik im ganzen Land organisieren konnte.

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Heute kommt der Rohstoff für Zink aus Kanada, Südafrika, Thailand, Brasilien, Australien und China. In der Nähe der Minen, in denen Zinkerz im Tief- oder Tagebau abgebaut wird, stehen Anlagen, in denen der Zinkgehalt des Erzes auf etwa 55 Prozent im sogenannten Konzentrat angereichert wird. Das abgetrennte zinkarme Gestein bleibt an Ort und Stelle. Rupert Lenzenweger -12. 2.2024-

Wie Zink gewonnen wird

Das wichtigste Mineral für die Zinkgewinnung ist die Zinkblende (ZnS). Das bedeutet, dass außer Zink im Konzentrat noch circa 20 % Schwefel enthalten sind. Außerdem bringen Zinkkonzentrate immer Eisen, Blei und Silber in unterschiedlichen Anteilen mit, da diese Elemente in den Erzen oft gemeinsam vorkommen.

Die Kunst ist nun eigentlich nicht die Gewinnung des Zinks, sondern die Abtrennung der Begleitelemente in der Weise, dass sie als Nebenprodukte genutzt werden können. Zunächst wird das Konzentrat auf über 900 °C erhitzt, sodass ZnS zu ZnO reagiert – der Fachmann spricht von einer Röstung. Gleichzeitig verbindet sich der Schwefel mit Sauerstoff zu gasförmigem Schwefeldioxid (SO2). In speziellen Anlagen wird aus dem Schwefeldioxid Schwefelsäure gewonnen – ein wichtiges Nebenprodukt der Zinkgewinnung. Schwefelsäure wird man zum Beispiel für die Herstellung von Düngemitteln benötigt.

Hydrometallurgische Zinkgewinnung

In Deutschland wird Zink im sogenannten hydrometallurgischen Verfahren gewonnen. Dabei wird der Zinkinhalt des gerösteten Konzentrats in Schwefelsäure gelöst. Zurück bleiben Eisen, Blei und Silber. Diese ungelösten Bestandteile können an andere Betriebe abgegeben werden, in denen Blei und Silber als Produkte gewonnen werden. Ein weiteres Nebenprodukt der Zinkgewinnung kann zum Beispiel Indium sein, das ebenfalls als Begleitelement in Zinkerzen vorkommt.

Das in Säure gelöste Zink wird über Rohrleitungen in die Elektrolyse geleitet, in der sich metallisches Zink aufgrund seiner elektrischen Eigenschaften in hoher Reinheit auf Blechen abscheidet. Weit über 90 % der weltweit erzeugten Zinkmenge werden heute hydrometallurgisch gewonnen.