Hochrad als Mutprobe für Museumsbesucher
„Steigen Sie ruhig auf. Dazu steht das Radl ja da. Und es ist gar nicht so schwierig, wie es auf den ersten Blick aussieht“, ruft mir der Mann von der Museumskassa herüber. Ich bleibe skeptisch. Das Hochrad vor mir ist gut zweieinhalb Meter hoch, die Pedale befinden sich auf meiner Brusthöhe und die Lenkstange kann ich vom Boden aus gar nicht greifen. Freilich, das 180 Jahre alte Hochrad steht fest verankert. Kann also selbst bei den ungeschicktesten Besteigungsversuchen nicht umfallen. Trotzdem kommt mir die Aufgabe im ersten Moment fast unlösbar vor. Bis ich auf die erste Trittstufe steige, die zweite und dritte Raste sehen und mich schließlich ziemlich umständlich in den Sattel ziehe. Jetzt sitze ich zweieinhalb Meter über allen anderen Besuchern des Museums. Ein erhabener Anblick, bei dem nur stört, dass ich die Pedale nicht erreichen kann. „Dieses Hochrad ist ganz offensichtlich für größere Männer gemacht“, lacht der Kassamensch herüber. Recht hat er und so turne ich langsam wieder nach unten. Als der Museumsbesucher nach mir am Besteigen des Rades kläglich scheitert, kommt fast so etwas wie Stolz in mir auf.
Das Hochrad als Mutprobe für Museumsbesucher ist nur eines der zahlreichen Exponate, die im Fahrradmuseum in Ybbs zur Schau gestellt werden. Von der ersten Draisine aus Holz bis zu einem speziellen Lastenrad mit aufwändigster Technik ist hier alles zu sehen und macht 200 Jahre Fahrradgeschichte lebendig. Unter anderem auch mit zahlreichen Kuriositäten wie einem Feuerwehrfahrrad. Vom Schlauch bis zu einer kleinen Pumpe mit allem ausgestattet, was zur Brandbekämpfung notwendig ist. Und dann steht da auch noch das Fahrrad, mit dem in der Monarchie der Herr Oberst fuhr. Ein großes stattliches Waffenrad mit einer Scheide entlang der Vorderradgabel, in der der Säbel seinen Platz finden.
Findige Geister haben immer am Fahrrad getüftelt und so war es nur logisch, dass sich schon vor mehr als hundert Jahren die ersten Konstrukteure ihre Köpfe darüber zerbrachen, wie man Fahrräder mit einem kleinen Motor noch effizienter bauen könnte. Einer von ihnen war Anton Fuchs, der 1948 in Hallein mit dem Bau entsprechender Motoren begann und damit den Grundstein für die Halleiner Motorenwerke (HMW) legte. Am 16. Mai 1962 wurde das letzte von insgesamt 128.175 HMW-Mopeds ausgeliefert.
Eine frühe Foxinette von Anton Fuchs ist auch im Fahrradmuseum in Ybbs zu sehen. Darüber ein Werbeplakat mit der Botschaft: „Zeig´ ab sofort den Radfahrern deinen verchromten Auspuff.“
Rupert Lenzenweger