Grenzen gibt es nur in Köpfen

Im Sommer vergangenen Jahres ist es Roland Brunnbauer als ersten Menschen der Welt gelungen, mit einem Gleitschirm von einem Riesenrad zu fliegen. „Grenzen existieren nur in den Köpfen“ ist eine Lebensmotto von Brunnbauer, der zu den besten Acro-Fliegern Österreich gehört.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, vom Riesenrad zu fliegen und wie lange hat es gedauert, bis es tatsächlich so weit war?

Brunnbauer: Grundsätzlich bin ich immer auf der Suche nach solchen Projekten. Die haben natürlich eine lange Vorlaufzeit. Weil zunächst müssen alle Genehmigungen eingeholt werden. Das kann schon einmal auch ein Spießrutenlauf werden. Ich würde so eine Aktion aber nie illegal machen, weil ich damit nicht nur mir persönlich, sondern auch dem Ansehen unseres schönen Sportes schaden würde. Sind alle gesetzlichen Weichen gestellt, gilt es zu schauen, ob und wie so ein Flug überhaupt praktisch machbar ist. Den Flug vom Riesenrad konnte ich nur vor Betriebsbeginn im Prater machen. Also bin ich schon um sechs Uhr auf der Gondel nach oben gefahren. Weil ich auf dem Dach des Waggons keinen Platz für einen Anlauf hatte, musste ich auf einen passenden Wind warten, der mir den Schirm nach einem Wurf schon im Stehen öffnet. Das ist mir bei dritten Versuch gelungen. Der Rest war ein Kinderspiel. Ich bin nach einem schönen Flug auf der Kaiserwiesen gelandet, wo mich mein Team empfangen hat.

Da drängt sich die Frage auf: Was ist als nächstes geplant?

Brunnbauer: Das wollen alle immer wissen. Aber ich verrate nichts, solange nicht alles geklärt ist. Nur so viel: Ich habe einige Idee und arbeite auch schon an der Umsetzung. Gruzndsätzlich möchte ich ein Projekt pro Jahr machen. Bis es aber so weit ist, bin ich mit meinem Airbound-Team bei Flugshows und anderen Veranstaltungen im Einsatz. Auch bei sportlichen Bewerben wie dem Weltcup oder bei Weltmeisterschaften werden wir wieder dabei sein.

Da sind Sie ja auch nicht ganz erfolglos.

Brunnbauer: Stimmt. Im vergangenen Jahr bin ich gemeinsam mit Norbert Winkler Zweiter bei den Weltmeisterschaften im Synchronfliegen geworden. Außerdem habe ich mit Norbert Winkler und Max Martini das „kappenrelative“ Fliegen erfunden. Wir haben uns das von den Fallschirmspringer abgeschaut und sind dabei in der Luft ganz eng beisammen. Bei manchen Figuren sind wir sogar mit einem Gurt verbunden. Das erfordert nicht nur großes Können, sondern auch absolutes Vertrauen in deinen Partner. Weil im Grund genommen bewegen wir uns immer am Rande der Physik und einige unseres Figuren sind nur dadurch möglich, indem wir gewissermaßen ein kontrolliertes Abstürzen durchführen.

Wann ist Ihre Begeisterung für das Paragleiten erwacht?

Brunbauer: Ich habe 2013 mit 20 Jahren bei der Flugschule in Mattsee einen ersten Schnupperkurs gemacht. Da habe ich einen Piloten gesehen, der mit dem Schirm einen Looping geflogen ist. Mir war spontan klar, dass ich das auch können möchte. Der Rest war dann Training, Training und nochmals Training und ich bin auch heute noch täglich in der Luft, wenn es das Wetter zulässt.

Stimmt es, dass Sie nur wegen ihres Sports nach Mondsee gekommen sind?

Brunnbauer: Das ist richtig. Ich bin ursprünglich aus Raab im Innviertel. Von dort ist der Weg in ideale Fluggebiete doch ein relativ weiter und ich habe viel Zeit beim Autofahren vertan. So bin ich auf Mondsee gekommen. Der Ort ist schön und lebenswert und die schönsten Fluggebiete wie das Zwölferhorn, der Gaisberg oder Werfenweng liegen direkt vor der Haustüre. Und jetzt lebe ich mit meiner Freundin Leandra, die übrigens auch Paragleiterin ist, schon seit seit sechs Jahren in Mondsee.

Wie sicher ist Paragleiten?

Brunnbauer: Paragleiten ist eine der sichersten Sportarten, wenn man ein paar Regeln beachtet. Aber das ist eigentlich überall so. Ganz wichtig ist es, auf das Wetter zu achten und im Zweifelsfalle nicht zu fliegen. Außerdem muss in Österreich sowieso jeder Paragleiten eine Prüfung ablegen, bevor er fliegen darf. Da lernt man alles was man braucht, um sicher unterwegs zu sein. Ein Rettungsschirm ist auch stets mit dabei und der Schirm selbst muss immer wieder überprüft werden. Natürlich kann trotzdem etwas passieren, und das wird dann recht oft von den Medien breit getreten. Aber eine hundertprozentige Sicherheit gibt es bei keinem Sport. Übrigens: Österreich ist ein Pionierland des Paragleitens, hier liegt also mehr oder weniger die Wiege dieses Sports.

Sie sind jetzt seit 13 Jahren aktiv. Wie hat sich in dieser Zeit das Material verändert?

Brunnbauer: Die Schirme die wir jetzt verwenden, lassen sich mit den Schirmen von vor 13 Jahren kaum mehr vergleichen. Sie sind nicht nur um die Hälfte leichter geworden. Sie sind auch leistungsfähiger. Wobei ich schon sagen muss, dass wir keine Schirme „von der Stange“ verwenden, sondern alles Sonderanfertigungen sind. Aber die Erkenntnisse und Erfahrungen die wir gewinnen, fließt natürlich auch in die Serienproduktion ein.

Wie viel kostet einem Anfänger der Einstieg in diesen Sport?

Brunnbauer: Das ist jetzt ganz schwer zu sagen. Aber ich schätzen einmal, dass man mit gut 3.000 Euro dabei ist. Es gibt viele gebrauchte Schirme auf dem Markt, die sind relativ günstig. Wobei es mit dem Schirm alleine natürlich nicht getan ist. Da kommen noch das Gurtzeug dazu, Helm und Bekleidung und noch viele andere notwendige Zubehörteile.

Wenn ich einen gebrauchten Schirm kaufe, kann ich mir sicher sein, dass der in Ordnung ist?

Brunnbauer: Wie schon gesagt: Die Schirme müssen regelmäßig überprüft werden. Hat ein Schirm eine gültige Prüfplakette, dann ist es auch sicher.

Wie groß ist eigentlich so ein Schirm, den Sie verwenden?

Brunnbauer: Generell haben Schirme zum Paragleiten eine Größe zwischen zwölf und 22 Quadratmeter. Die Schirme, die wir zum Kunstfliegen verwenden, sind zwischen 14 und 18 Quadratmeter groß.

Interview: Rupert Lenzenweger

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Das Airbound Team bei einer Flugshow in der Türkei.