Gib Strom – Unterwegs mit der Zero

Mein Spezi Friedl hat einen unerschütterlichen Standpunkt: „Solange wir noch mit Benzin fahren dürfen, hat mein Motorrad einen Benzinmotor“, sagt er. Und ist damit beileibe nicht allein. So denken wohl die meisten Motorradfahrer. Ein Batterie-Roller für die engen Einbahnen großer Innenstädte. Warum nicht? Aber ein richtiges Motorrad mit einem Waschmaschinenmotor …?
Über dem Kaiserhof in Anif verdrängt an einem späteren Vormittag Mitte August gerade die Sonne die letzten Gewitterwolken der Nacht und setzt damit schlagartig die auf dem Parkplatz abgestellten Zero-Motorräder in ein ganz besonders helles Licht. Es sind knapp ein Dutzend Maschinen die darauf warten, von uns probegefahren zu werden. Von der leichten Enduro bis zum erwachsenen Tourer. Und so unterschiedlich die Maschinen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Einen Elektromotor als kräftiges Herz.
Jetzt könnte ich für dich im Prospekt blättern und dir etwas von 193 Newtonmeter erzählen. Oder von 14,4 kWh Akkuleistung. Ich könnte dir erzählen, dass das Laden zwischen zwei und neun Stunden dauert und eine Tankfüllung umgerechnet knapp drei Euro kostet. Und wer sparsam mit dem Strom umgeht, kann bis zu 300 Kilometer weit fahren. Außerdem sind die Servicekosten gering und die Instandhaltung denkbar einfach. Aber willst du wirklich all die graue Theorie wissen?
Also kommen wir zum Kern der Sache und die beginnt bei der Einweisung für all jene, die noch nie mit einem Elektromotorrad gefahren sind. Also praktisch für alle. „Eines müsst´s wissen“, sagt der Mann von Zero: „Der rote Nothalteknopf gleich neben dem Gasgriff ist ganz wichtig. Nämlich beim Stehenbleiben. Immer sofort diesen Knopf drücken.“ Weil solange der Knopf auf „on“ ist, ist das Motorrad „scharf“. Weil das aber keinen Lärm macht, hörst auch nicht, dass das Motorrad irgendwie sozusagen läuft. Und so soll es schon vorgekommen sein, dass beim Schieben auf dem Parkplatz ein bisserl am Gasgriff gedreht wurde. Und zack. Weg ist das Ding. Ganze Messestände sollen auf diese Art schon leergeräumt worden sein, erzählt uns der Zero-Mann weiter.
Also: Immer roter Knopf! Was wir sonst noch wissen müssen, ist jetzt nicht so aufregend. Alles wie bei einem anderen Motorrad auch. Nur die Kupplung fehlt. Ach ja, vielleicht das noch, es gibt vier Fahrmodi: „Sport“, „Street“, „Eco“ und „Rain“. Zum Abschluss der Einweisung können wir alle schon selbstständig in den Sportmodus schalten und so steht einer Fahrt über den Dürrnberg im Gänsemarsch nix mehr im Weg.
Damit sind wir endlich bei der Praxis angelangt. Lautlos und sanft rollt die SR mit mir weg und schon nach den ersten Metern fühlst dich wohl. Kennst das Gefühl, wenn einfach alles passt? Bei mir war´s zumindest so. Meinem Sohn und meinem Spezi Norbert hat die Sitzpostion nicht ganz so gefallen. Beide sind ein Stückerl über 185 Zentimeter groß und haben die Maschine für sich als ein bisserl zu klein empfunden. Kann aber auch daran liegen, dass die beiden in erster Linie Transalps und Afrika Twins gewohnt sind.
Die lange Gerade zwischen Anif und der Dürrnberg-Auffahrt haben wir schnell hinter uns gesaugt und dabei erstmals mit der brachialen Gewalt Bekanntschaft gemacht, mit der der Elektromotor anschiebt. Und schlagartig werden die theoretischen 190 Newtonmeter auf dem Datenblatt zu einem breiten Grinsen in deinem Gesicht. Dieses Grinsen wird mit den ersten Kurven zu einem herzhaften Lachen und wächst mit einer jeder weiteren Kehre zu einer unendlichen Begeisterung. Oben angekommen stelle ich erstaunt fest, dass mir der Motorlärm überhaupt nicht fehlt. Dafür willst vor dem Stehenbleiben immer wieder nach der Kupplung greifen. Aber auch das würde sich wahrscheinlich bald geben. Und genaugenommen brauchst auch die Bremsen kaum. Nicht einmal bergab. Da schaltest in den Eco-Modus und die Zero bremst nur mit dem Motor praktisch jede Kurve perfekt an. Zunächst ziemlich ungewohnt, aber bald bist drinnen im runden Kurventwist und wünscht dir Kehren ohne Ende. Rupert Lenzenweger

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Die Geschichte von Zero begann mit einer faszinierenden Idee in einer Garage in Santa Cruz, Kalifornien, die sich im Laufe der Jahre zu einem international bekannten Motorradunternehmen weiterentwickelte. Seit der Produktion der ersten Prototypen im Jahr 2006 zählt Zero zu den führenden Herstellern von Elektromotorrädern.

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Der Kaiserhof ist ein Pionier der Elektro-Mobilität. Der Fuhrpark besteht aus E-Fahrzeugen aller Klassen. Dabei können nicht nur Gäste Fahrzeuge aus der Flotte mieten, die jetzt mit vier Zero-Elektromotorräder ergänzt wurde.
www.kaiserhof-anif.at
www.zeromotorcycles.com