Gehen uns unsere Erdäpfel aus?
Wer dieser Tage in den Supermärkten heimische Erdäpfeln sucht, könnte dies vergeblich tun. Weil die österreichischen Kartoffeln sind so gut wie ausverkauft. Schuld daran ist der Drahtwurm, der im vergangenen Jahr rund ein Viertel der Erdäpfelernte vernichtet hat. Und in den nächsten Jahren könnte es noch schlimmer kommen.
Der Drahtwurm hat die Kartoffeln so beschädigt, dass sie nicht mehr als Speiseware vermarktet werden können. Und auch die extremen Witterung hat die ernte geschmälert. In einem normalen Jahr ernten Österreichs Kartoffelbauern 450.000 Tonnen. Alleine durch den Drahtwurm mussten 2018 einer Schätzung der Landwirtschaftskammer Niederösterreich zufolge aber 112.500 Tonnen vernichtet werden. Diese Menge würde reichen, um 2,25 Millionen Österreicher ein Jahr lang mit Kartoffeln zu versorgen. 81 Prozent der heimischen Kartoffeln kommen aus Niederösterreich. Während 15 Prozent der Kartoffelfelder biologisch bewirtschaftet werden landen nur zehn Prozent Bio im Einkaufswagen. Der Rest wird exportiert.
„Wir Konsumenten wünschen uns
weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, auch abseits von Bio. Das
führte 2018 in Österreich dazu, dass ein Großteil der
Erdäpfel-Ernte vom Drahtwurm befallen war und vernichtet werden
musste. Wenn es heuer im Frühjahr keine heimischen Kartoffeln mehr
gibt, hören wir allerdings nicht auf Chips oder Erdäpfelsalat zu
essen. Woher die Erdäpfeln dafür dann kommen, hinterfragen wir
meist nicht“, zeigt sich „Land schafft Leben“-Obmann Hannes
Royer besorgt.
Erdäpfeln sind weltweit das viertwichtigste
Grundnahrungsmittel. Wir Österreicher essen etwa ein Kilo pro Woche.
Dazu kommen 5,6 Kilo, die wir pro Jahr als Kartoffelstärke essen.
Etwa in Fertiggerichten, Konserven, Backwaren, Süßigkeiten und
ähnlichem. Immer mehr Kartoffeln nehmen wir in verarbeiteter Form,
vor allem als Pommes Frites und Chips zu uns. Die Kartoffel ist ein
besonders nährstoffreiches Lebensmittel und eine wertvolle
Kohlenhydratquelle. Aber es gibt nach wie vor den Mythos, dass
Kartoffeln dick machen. Dabei enthalten sie nur halb so viele
Kalorien wie Reis, Brot oder Nudeln. Erst durch die Verarbeitung zu
Chips und Pommes bekommt die Kartoffel ihr Fett ab und kann bei
übermäßigem Konsum zum Dickmacher werden.
Erdäpfel als Auslöser für Krebs?
Wenn besonders kohlenhydrathaltige Lebensmittel wie Kartoffeln über 120 Grad erhitzt werden, entsteht der Stoff Acrylamid. Er gilt als „wahrscheinlich krebserregend“ und führte letztendlich zur genannten „Pommes-Verordnung“, die niedrigere Grenzwerte vorschreibt und klare Vorgaben zur Verarbeitung bestimmter Zutaten gibt. Acrylamid lässt sich aber vermeiden. Beim Kochen in Wasser kann es nicht entstehen, weil dabei die Temperaturen nicht so hoch sind. Will man Kartoffeln im Backrohr knusprig backen, empfiehlt es sich, diese vorzukochen und nass zu machen. Acrylamid entsteht vor allem bei Hitze und Trockenheit. Dieser und viele weitere Tipps zum Aufbewahren und Zubereiten von Kartoffeln sind ab sofort neben allen Informationen rund um die österreichische Kartoffelproduktion auf der Webseite www.landschafftleben.at zu finden. Dort wird auch die Vielseitigkeit der Erdäpfeln vom Saatgut bis zum Paket-Klebeband aufgezeigt.