Erinnerungen an den Opa

Stellen Sie sich vor: Sie sind selbst schon im Alter eines Opas und machen sich jetzt daran, das Leben Ihres Großvaters penibel zu recherchieren. Und um es noch deutlicher zu sagen: Sie wollen das Lebenswerk eines Mannes aufschreiben, der vor 100 Jahren 35 Jahre alt war. Unmöglich, sagen Sie? Günter Hauser (Bild) aus Hof hat es trotzdem geschafft.

„WinterWanderWeg“ ist der Titel des Buches, das Günter Hauser über seinen Großvater Josef Albert Winter geschrieben hat. Wer jetzt so etwas wie eine Familienchronik erwartet, der wird schon beim ersten Hinschauen eines besseren belehrt. Das Buch ist ein biografischer Roman. Die Geschichte orientiert sich an erwiesenen Zahlen und Fakten. Dazwischen gibt es immer wieder lockere Erzählungen. Nicht darüber, wie etwas gewesen sein könnte, sondern so, wie es wahrscheinlich gewesen ist.

Diese bunte Mischung regt zum Lesen an. Vor allem auch deshalb, weil Josef Albert Winter nicht irgendwer war. Winter war stets ein politischer Mensch, der noch die letzten Jahre der Monarchie erlebt hat. Er war Vizebürgermeister von Vöcklamarkt, saß im Landtag, wurde von den Nazis inhaftiert und stieg nach dem Krieg zum Bürgermeister von Vöcklabruck auf, wo er viele Jahre auch Schuldirektor war.
Wie schwierig war es, die Geschichte des Großvaters zu recherchieren?
Hauser: Als ich im November 2020 begonnen habe, dieses Buch zu schreiben hatte ich zwei wichtige Quellen: Meine Tante Ridi, damals 96 Jahre alt, und meine 94-Jährige Mutter. Beide Frauen haben mir viel erzählt, aber auch noch unzählige Dokumente und Briefe gefunden. So dass sich letztendlich ein recht rundes Bild vom Leben meines Opas ergeben hat.
Meine persönlichen Erinnerungen an den Großvater sind eher schemenhaft. Wohl aber kenne ich viele Plätze und Orte, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben. Nicht zuletzt deshalb, weil ich viele Orte mit meiner Tante Ridi besucht habe. Tante Ridi ist leider kurz vor Fertigstellung des Buches verstorben und auch meine Mutter hat uns im November 2021 verlassen.
Recherchieren ist die eine Seite. Schreiben die andere. Wie lange haben Sie am Buch geschrieben?
Hauser: Das ging relativ flott. Nicht zuletzt deshalb, weil gerade Höhepunkt der Pandemie war und wir von einem Lockdown in den anderen geschickt wurden. Ich habe das Buch mehr oder weniger in einem Zug durch geschrieben. Dabei ist mir immer mehr bewusst geworden, dass ich recht viele Ähnlichkeiten mit meinem Großvater habe. So besuchte ich in Linz die selbe Schule wie er. Auch ich wurde Lehrer und Schulleiter und auch unsere Musikbegeisterung weist ähnliche Züge auf.
WinterWanderWeg, ein biografischer Roman über einen aufrechten Oberösterreicher. Günter Hauser, erschienen im Verlag Nina Roiter, 208 Seite, ISBN: 978-3-903250-65-9.

Josef Albert Winter (2. von rechts) im Jahr 1908 mit seinen Stammtischbrüdern.