Aus dem Karlwirt ist das Notariat geworden
Über Jahrhunderte hinweg hat der „Karlwirt“ in Neumarkt das obere Ortszentrum geprägt. Vor knapp drei Jahren wurde das Gebäude abgerissen, um jetzt schöner denn je zu erstrahlen und seit wenigen Wochen präsentiert sich der Ortsbereich um das Gericht beinahe wieder so, wie es die Neumarkter seit jeher kennen.
Aus dem Karlwirt ist das Notariat geworden. Denn es war Notar Stephan Moser, der vor einigen Jahren den Karlwirt erworben hat. Ursprünglich mit der Absicht, das alte Haus zu sanieren und nach seinen Bedürfnissen umzubauen. „Aber schon bald hat sich herausgestellt, dass eine Renovierung sinnlos ist. Die Grundsubstanz des über 350 Jahre alten Hauses war einfach zu kaputt“, erinnert sich Stephan Moser.
Ein kompletter Neubau war damit die logische Konsequenz. Dabei war aber von Anfang an klar: Das neue Haus muss dem alten Vorbild möglichst nahe kommen. „Ein ehrgeiziges Ziel, das wir aber erreicht haben“, freut sich Stephan Moser über den Neubau, der sich tatsächlich nur durch die Dachkonstruktion vom alten Gebäude unterscheidet. „Das war eine Vorgabe des Gestaltungsbeirates, der wir aber gerne nachgekommen sind“, sagt Moser.
Mag der Neubau außen kaum vom alten Haus zu unterscheiden sein. Drinnen erinnert nichts mehr an den alten „Karlwirt“. Ein großzügiger Empfangsbereich sorgt dafür, dass man sich beim Eintreten sofort wohl fühlt. In mehreren Büros findet die tägliche Arbeit des Notariats statt und in einem großen Besprechungsraum ist nicht nur die Bibliothek untergebracht. Hier werden auch die Klientengespräche geführt, unterstützt von moderner Kommunikationstechnik.
Das eigentliche „Schmuckstück“ des Hauses befindet sich aber im Obergeschoß: Ein großer Saal, ideal für Tagungen und Seminare, für Lehrgänge aber auch für kleinere Veranstaltungen mit bis zu rund 60 Besuchern. Dazu gibt es auch die notwendige Infrastruktur wie eine professionelle Küche und einen Lift, über den das Dachgeschoss zu erreichen ist, ohne dass die Besucher dafür durch das Notariat in den unteren zwei Stockwerken müssen.
Bei der Einrichtung des Hauses wurde nicht nur großer Wert auf Zweckmäßigkeit gelegt. Auch was das Ambiente betrifft, wurde mit viel Geschmack und Liebe zum Detail ans Werk gegangen. Und so zieren Skulpturen und großflächige Gemälde die Wände. Darunter auch einige Bilder des Neumarkter Künstlers Hans Weyringer.
Neu gestaltet wurde auch der Außenbereich. Direkt vor dem Notariat gibt es einige Kundenparkplätze. Dazu einen breiten Gehsteig, der für Fußgänger eine längst fällige Erleichterung in diesem Bereich bringt.
Geschichtsträchtiges Haus im Herzen Neumarkts
Vom Wirtshaus bis zur Lehrerwohnung. Von der Notar-Kanzlei in den 60er Jahren bis zum modernen Notariat in diesen Tagen. Und warum auch schon Landeshauptmann Wilfried Haslauer als kleines Kind am Wirtshausboden gespielt hat.
Keine Frage: Der Karlwirt ist eines der geschichtsträchtigsten Gebäude im Neumarkter Ortszentrum. Gemeinsam mit dem angrenzenden Gerichtsgebäude prägte es mehr als 300 Jahre lang das Gesicht dieses Ortsbereichs und war als Wirtshaus stets Mittelpunkt des öffentlichen Lebens.
Das geht bereits aus den ersten Aufzeichnungen hervor, die aus dem Jahr 1644 stammen und in denen vom „Sailerwirt“ die Rede ist. Mit 1800 wurde auch die „Fleischhauergerechtigkeit“ auf das Haus übertragen.
Ab 1900 ist in den Chroniken vom „Gastaus zur Krone“ zu lesen. Diesen Name hatte das Haus bis zu seinem Abriss. Viele Neumarkter sprachen aber immer nur vom „Karlwirt“, wenn sie die Krone meinten. Das geht auf die Familie Karl zurück, die 44 Jahre lang und in drei Generationen das Wirthaus im Neumarkter Ortszentrum betrieben hat.
Es waren Florian und Therese Karl, die am 5. Mai 1919 das Gasthaus übernahmen und zu einem beliebten Treffpunkt für die gesamte Bevölkerung machten. Erwähnenswert ist das erste Pächterehepaar aber auch in einem ganz anderen Zusammenhang: Therese und Florian Karl waren die Großeltern des Landeshauptmannes Dr. Wilfried Haslauer. Und so ist es auch zu erklären, dass sich der Landeshauptmann beim letzten Pächterwechsel als persönlicher Gratulant einstellte und damit dem Haus seiner Großeltern einen Besuch abstattete und viele Erinnerungen an seine frühe Kindheit wieder aufleben ließ.
Wie gesellig es beim Karlwirt stets war, zeigt ein Blick auf die vielen Stammtische, die hier über Jahrzehnte ihr „Wohnzimmer“ hatten und von denen viele dem Gasthaus bis zum Schluss treu geblieben sind.
Einer der ersten Stammtische war der Raucherclub, dessen Mitglieder sich bereits 1914 bei der Krone trafen. In den späteren Jahren hatte die Liedertafel dann hier lange ihr Vereinslokal mit Probenraum und der 1983 gegründete und legendäre Stammtisch des Gasthofes Krone besteht noch immer. Wenn auch nicht mehr mit so vielen Mitgliedern und inzwischen in einem anderen Lokal beheimatet.
Die Wohnung im ersten Stock des Wirtshauses war viele Jahre lang an Lehrer vermietet, ehe dann in den Sechzigerjahren der Notar hier seine Kanzlei hatte …
… Womit sich der Kreis zur jetzigen Zeiten wieder schließt.