Unterwegs mit Louis des Funes

Es war mittags an einem heißen Sommertag im Jahr 1961, als dem Regisseur Richard Balducci bei einem kurzen Stopp in St. Tropez die gesamte Filmausrüstung aus dem Cabrio gestohlen wurde. Die anschließende Diebstahlsanzeige bei der Gendarmerie gestaltete sich mühselig. Der Postenkommandant war alleine, hörte sich die Geschichte von Balducci ziemlich gelangweilt an um dann trocken festzustellen: „Zwischen 12 und 16 Uhr haben wir Mittagspause. Da nehmen wir keine Anzeigen auf. Kommen Sie wieder nach 16 Uhr und erzählen Sie dann den Vorfall einem meiner Kollegen.“ Da war´s. Damit drehte sich der Gendarm um, marschierte ins Hinterzimmer und ließ den verdutzten Regisseur alleine stehen. Dass der Gendarm damit den Grundstein für einen der lustigsten Filme in der französischen Filmgeschichte gelegt hatte, konnten damals weder der Gendarm und auch Balducci nicht ahnen. Der musste nämlich nach dem ersten Ärger über den faulen Gendarmen lachen und schrieb in den folgenden Wochen das Drehbuch zum „Der Gendarm von St. Tropez.“ Ob er dabei schon an Louis des Funes als Hauptdarsteller gedacht hatte, ist nicht bekannt. Tatsächlich war es aber dann der französische Starkomiker, der ab 1964 in Frankreich und ab 1966 auch in Österreich als Gendarm von St. Tropez über die Leinwand flimmerte. Der Streifen war so erfolgreich, dass in der Folge noch fünf weitere Filme über die tölpelhaften Gendarmen in St. Tropez gedreht wurden und ein Millionenpublikum begeisterten. Louis des Funes wurde damit praktisch über Nacht auch bei uns bekannt.

Neben den lustigen und schrulligen Charakteren in den Filmen mit Louis des Funes spielen auch immer wieder witzige Szenen mit ungewöhnlichen Autos eine Rolle. Wer hat nicht schon darüber gelacht, wie die Nonne mit dem Gendarm von St. Tropez nicht nur ihren 2 CV zu Schrott fährt, sondern auch gleich noch den restlichen Verkehr in ein Chaos stürzt?

Aber auch den treuherzig-naive Junggeselle Antoine Maréchal hat es im Film „Scharfe Sache für Monsieur“ schwer erwischt. Der hat sich seinen Start in die Ferien ganz sicher anders vorgestellt. Ehe er mit seinem klapprigen Auto von Paris gen Italien aufbrechen kann, kommt es zu einer Kollision mit dem Straßenkreuzer des Unternehmers Leopold Saroyan (Louis des Funes). Danach hat Antoines Kleinwagen nur noch Schrottwert. Den Kleinwagen zerreißt es regelrecht in der Mitte. Und tatsächlich wurde das Auto von Experten vor laufender Kamera gesprengt.

Dieses Wrack und noch viele Autos mehr aus den Filmen mit dem französischen Komiker stehen im Mittelpunkt einer Sonderausstellung mit dem Titel „Unterwegs mit Louis des Funes“ im Schlumpf Automobilmuseum in Mulhouse.

Privat hatte Louis des Funes für Autos keine besondere Begeisterung, wie auch sein Sohn in der Sonderausstellung mit folgender Episode unterstreicht: „Nach seinen erfolgreichen Filmen hatte ihm Regisseur Jean Girault eingeredet, dass es jetzt für meinen Vater Zeit wäre, sich nach einem exklusiven Wagen umzusehen. Daaber mein Vater dafür wenig Begeisterung zeigte, bestellte ihm Jean einen Jaguar Type E, den mein Vater dann wenige Wochen später selbst abgeholt hat. Er parkte das Auto nach einer kurzen Probefahrt vor dem Haus. Er ist nie mehr damit gefahren, weil ihm der Jaguar einfach zu unpraktisch war. Kein Vergleich zu meinem R 6 meinte er. Für mich war das super, weil ich durfte fortan mit dem Jaguar fahren.“

Rupert Lenzenweger

Die Sonderausstellung ist noch bis 5. November zu sehen.

Webseite des Museums>>>https://www.musee-automobile.fr/de/

Mit diesem Citroen Mehari waren die Gendarmen von St. Tropez unterwegs.
Es ist passiert: Eben hat der großkotzige Unternehmer Leopold Saroyan den Kleinwagen von Antoine Marechal zu Schrott gefahren.
Das Wrack des 2 CV, das bei den Dreharbeiten zum Film ferngesteuert gesprengt wurde.
Fernsteuerung und Sprengsätze. Bilder: Rule