VOLLMOND 4-2022Publication
VOLLMOND 4/2022 29 Wo Wasserschnecken zu Wirten werden NATUR - im Mondseeland Süßwasserschnecken Die Bedeutung und Vielfalt der in unseren Gewässern vorkommenden Schnecken wird vielfach unterschätzt. Werden Landschnecken häufig nur als Plage im Gemüse- garten gesehen, leben Süßwasserschnecken oft im Ver- borgenen und sind daher für Menschen nicht so präsent. Dabei gibt es etwa 50 Schneckenarten in Fließgewässern und Seen. Als Zerkleinerer arbeiten sie organisches, ab- sterbendes Material auf und sind damit ein wichtiger Bestandteil des Gewässerökosystems. Mit bis zu sieben Zentimeter Gehäuselänge sind Spitzschlammschnecken ( Lymnaea stagnalis ) die größten Wasserlungenschnecken Mitteleuropas, die auch im Mondseeland vorkommen. Spitzschlammschnecke in der Forschung Prof. Otto Seppälä, Lei- ter des Forschungsinstituts für Limnologie, Mondsee, der Universität Innsbruck, untersucht wie sich die Spitz- schlammschnecken unter dem steigenden Einfluss von Hitzewellen entwickeln. Ei- ne seiner Forschungsfragen ist, ob sie dadurch eine hö- here Anfälligkeit gegenüber den parasitischen Saugwür- mern zeigen. In Versuchen mit simulierten Hitzewellen konnte er nachweisen, dass bereits kurze Hitzephasen ausreichen um die Ausgangslage des Parasiten deutlich zu verbessern. Dabei werden eine höhere Mobilität der Zerka- rien und das schnellere Auffinden der Wirts-Schnecken durch stärkere Exkretabgabe der Schnecken bei Hitze als Gründe angenommen. Der Klimawandel scheint also in diesem Fall, bereits bei kurzen Hitzephasen, die Aus- gangslage des Parasiten deutlich zu verbessern. Was tun gegen Badedermatitis? ä Keine Wasservögel füttern – ein großer Bestand an Wasservögeln erhöht auch das Vorkommen von Zerkarien im Wasser. ä Seichte Uferbereiche zum Schwimmen nur kurz aufsuchen – besonders in den warmen Uferbereichen, wo auch die Wasservögel vorkommen, sind die Zerkarien unterwegs. ä Nach dem Baden sofort duschen und gut abtrocknen, so kann das Eindringen der Zerkarien vermieden werden. ä Wasserfesten Sonnenschutz verwenden. Bild: O.Seppälä Posthornschnecke ( Planor- barius sp. ) Bild: S. Wanzenböck Schnecken als Wirt In einem Entwicklungs- kreislauf werden die Schne- cken als Zwischenwirte von Zerkarien, den Larven- stadien von Saugwürmern (Trematoden), befallen. Diese haben es eigentlich auf Wasservögel als End- wirt abgesehen. In den Kör- pern von Enten und anderen Wasservögeln wachsen die Larven zu erwachsenen Tieren heran. Die Eier der Saugwür- mer werden von den Vögeln wieder mit demKot ausgeschie- den. Nach dem Schlüpfen befallen die bewimperten Larven erneut Wasserschnecken und verbringen einige Monate in ihren Zwischenwirten. Danach schwärmen sie wieder aus und bohren sich in die Haut von Wasservögeln. Der Kreis- lauf beginnt von vorne. Hier kommt der Mensch ins Spiel! Im flachen Uferbereich, wo sich die Zerkarien tummeln tref- fen diese nicht nur auf Schnecken und Wasservögel, sondern auch Badende. Sie bohren sich versehentlich in die Haut der Fehlwirte und sterben unter der Haut ab. Dadurch verursa- chen sie juckende Hautrötungen. Für Menschen ist dieser, als Badedermatitis bekannte, Hautausschlag zwar harmlos aber unangenehm. Entzündungen entstehen erst, wenn die juckenden Stellen aufgekratzt werden.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1MzE0