VOLLMOND 4-2021

2 VOLLMOND 4/2021 IMPRESSUM: Medieninhaber: Verlag DOPPELPUNKT Breinbergstraße 14, 5202 Neumarkt Tel.: 06216/7560 vollmond@doppelpunkt.co.at Herausgeber: Nicole Lenzenweger MA rer.nat. Tel.: 06216/7140 - 15 nicole.lenzenweger@flachgau.tv Rupert Lenzenweger Tel.: 06216/7140-11 redaktion@doppelpunkt.co.at Monika Barth Tel.: 06216/7560 monika.barth@flachgau.tv Alle Mediendaten finden Sie hier: www.verlag-doppelpunkt.at Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden. Für mit „PR“ oder „+“ gekennzeichnete Texte werden Druck- kostenbeiträge eingehoben. Es handelt sich demnach laut Mediengesetz um bezahlte Einschaltungen. Druck: Ferdinand Berger & Söhne, Horn. orn Das aktuelle INTERVIEW V or dem Mondseer Pfarr- amt steht ein Möbel- wagen mit Mühlviertler Kennzeichen. Im Pfarramt rumort es. Möbel werden ver- schoben, Wände geweißelt und einer der Helfer sucht Nägel, die er garantiert mit- genommen hat, im ganzen Chaos aber momentan nicht finden kann. Mittendrin Rein- hard Bell. Der neue Pfar- rer von Mondsee. Aus einer Bananenschachtel schlichtet er Bücher ins Regal. Um die Stirn hat er ein Schweiß- band und trägt dazu einen Sportdress. Fast hat man den Eindruck: Kommt der Gottes- mann gerade vom Lauftrai- ning? Reinhard Bell: „Stimmt, lau- fen ist eine Leidenschaft von mir. Ich laufe täglich rund eineinhalb Stunden und das seit etwa 13 Jahren. Damals war ich 104 Kilo schwer und der Arzt hat mir dringend da- zu geraten, meinen Lebensstil zu ändern. Also habe ich mit dem Laufen begonnen und bin dabei geblieben.“ Und wie passt da die dicke Zigarre dazu, die vor uns auf dem Tisch liegt? Bell: „Das haben mich schon viele gefragt. Aber ich bin halt ein Genussmensch. Und dazu gehört hin und wieder auch eine Zigarre.“ Deshalb auch eine neue Küche, die gerade in ihrer Wohnung aufgestellt wird, obwohl es im Pfarramt ei- ne Küche gibt? Sie kochen selbst? Bell: „Seit ich Pfarrer bin, koche ich für mich selbst. Das wirklich gerne. Und be- vor jetzt unausweichlich die Frage nach meinen Lieb- lingsspeisen kommt sage ich gleich: Am Liebsten habe ich Mühlviertler Erdäpfelnudeln, Kasnocken und Pizza in jeder Geschmacksrichtung.“ Und wie schaut´s mit dem Messwein aus? Auch beson- dere Vorlieben? Bell: „Für viele Priester be- stellt die Pfarre den Mess- wein. Bei mir ist das anders. Ich habe meinen ganz speziel- len Wein. Der Grüne Veltliner kommt vom Weingut Jordan aus dem Weinviertel. Nicht nur, weil der Wein besonders gut ist, sondern auch, weil ich eine ganz enge Beziehung zur Familie Jordan habe. Ich bin praktisch deren Hauspfarrer für alle Anlässe wie Taufen, Hochzeiten oder Begräbnis- se. Ich bilde mir ein, dass ein Wein besser schmeckt, wenn man zum Weinbauern eine besondere Beziehung hat.“ Apropos Beziehung: Würde es den Zölibat nicht geben, wären Sie dann Familien- vater? Bell: „Ich glaube nicht. Ein- fach deshalb, weil der Beruf des Priesters nicht gerade fa- milienfreundlich ist. Ein Pfar- rer muss für seine Gemeinde 24 Stunden amTag da sein und das sieben Tage in der Woche. Solche Berufe lassen sich nur schwer mit einer Familie unter einen Hut bringen.“ Aber hören Sie nicht im- mer wieder: Herr Pfarrer wie wollen sie verheirate- ten Leuten einen Rat geben, wenn Sie selbst keine Ah- nung haben, wie Ehe und Familie funktionieren? Bell: „Das höre ich immer wieder und sage dann stets, dass das so nicht stimmt. Als Seelsorger erlebe ich hautnah mit, welche Probleme und Sorgen es in Familien gibt. Und da ist es dann oft nicht schlecht, wenn ein Außenste- hender ein Auge darauf wirft und neue Wege aufzeigt.“ Die Seelsorge liegt Ihnen am Herzen? Bell: „Ich bin mit Leib und Seele Seelsorger. Ich bin ger- ne bei den Leuten und das völlig vorurteilsfrei. Mir ist es egal, ob jemand tiefgläu- big ist, oder mit der Kirche eigentlich nicht viel am Hut hat. Jesus sollte uns da das große Vorbild sein. Er ist stets auf alle Menschen zugegan- gen und hat keine Unterschie- de gemacht. Das sollte sich auch jeder Kirchenmann im- mer vor Augen halten.“ Was war es für ein Gefühl, wie Sie vor wenigen Tagen die Mondsee Basilika zum ersten Mal mit dem Be- wusstsein betreten haben, dass das künftig „ihre“ Kir- che sein wird? Bell: „Es war ergreifend. Da ist eine tiefe Ehrfurcht, aber auch eine Dankbarkeit. Und ich freue mich jetzt schon „Ich bin auch ein Genussmensch“

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