VOLLMOND 2-2021

8 VOLLMOND 2/2021 AKTUELLES aus dem Mondseeland David gegen Goliath Oder: wie ein krasser Aussenseiter einen Wettbewerb gewinnt D ie Geschichte um die Vergabe des Projektes „Europäische Kulturhauptstadt 2024“ ist eine Geschichte von einem kleinen Zwergerl aus dem Salzkammergut, das sich aufmacht, um der Welt das wahre, innere Ich zu zeigen und tatsächlich gesehen wird. Der kleine Zwerg hatte eu- ropäische Freunde, das estni- sche Tartu und das norwegi- sche Bodö, aber auch mächti- ge Gegner, die viele Experten ins Rennen geschickt hatten – St. Pölten und Dornbirn. Von Christina BURDA Der Zwerg mit Namen Bad Ischl gewann denWettbewerb und darf sich jetzt in eine Reihe mit namhaften Städten stellen: Marseille, San Sebas- tian, Aarhus, Liverpool und viele, viele mehr. Aus österreichischer Sicht bewegt sich Bad Ischl auf Au- genhöhe mit Linz (2009) und Graz (2003). Dabei ist Bad Ischl nicht alleine, denn mit im Boot sind 22 Salzkammer- gut-Gemeinden, auch zwei Attersee-Gemeinden haben in letzter Minute noch den Auf- sprung gewagt. Georg Bau- mann, Bürgermeister von Un- terach: „Für uns war es wich- tig dabei zu sein, nicht wieder eine Chance zu verpassen wie bei der Landesausstellung, da wir ja Teil des Salzkammer- gutes sind.“ „Kultur ist das neue Salz“ lautet die Parole der Gemein- schaft, die das Salzkammer- gut abseits des „Kaisertou- rismus“ sieht und trotzdem behutsam mit den Traditionen umgehen will: „Man kann auch Tradition neu denken“, befand Stefan Heinisch, der- zeit Chef der Kommunikation im Team von „Die Originale 2024“, schon im Jahr 2004. Wie genau das Traditionel- le als Rundes ins Moderne als Eckiges passen wird, steht noch nicht fest, denn die Be- werbung sah auch den Ent- wicklungsprozess als Teil des Projektes an. Der „Tourbus“ (siehe unten) für das Pro- jekt Kulturhauptstadt bereist derzeit die 23 Teilnehmer- gemeinden, um die Idee von „Die Originale 2024“ zu ver- mitteln und Stimmungen zu sammeln. Bis September ist Zeit, Pro- jekte für die Gemeinden und Regionen einzureichen. Vier Kernthemen sind da- bei wichtig: „Macht der Tra- dition“, „Kraft der Gegen- kultur“, „Auswirkungen des Hypertourismus“ und „Durst auf Rückzug“. Damit ist klar, dass die europäische Kultur- hauptstadt 2024 im Salzkam- mergut kein Bedürfnis hat, den Massentourismus anzu- heizen. „Diese Thematik trifft bei uns voll ins Schwarze, wir müssen auch einmal größer denken, gerade auch beim Der Attersee – 365 mal die Farbe blau, Lebenselixier, Verkehrsweg, Riesenbadewanne und Bühne zugleich. Ein Projekt ist schon eingebracht mit dem „Landschaftstheater“. Der Architekt Thomas Stöckl ist ein Kenner von Kulturhauptstadt-Themen und ist als Unteracher auch ein Kenner der örtlichen Gegebenheiten. Bild: Stöckl Wie das Salzkammergut zur Kulturhauptstadt 2024 wird - Am 29. April kommt der Tourbus nach Unterach

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