VOLLMOND 2-2021

2 VOLLMOND 2/2021 IMPRESSUM: Medieninhaber: Verlag DOPPELPUNKT Breinbergstraße 14, 5202 Neumarkt Tel.: 06216/7560 vollmond@doppelpunkt.co.at Herausgeber: Nicole Lenzenweger MA rer.nat. Tel.: 06216/7140 - 15 nicole.lenzenweger@flachgau.tv Rupert Lenzenweger Tel.: 06216/7140-11 redaktion@doppelpunkt.co.at Monika Barth Tel.: 06216/7560 monika.barth@flachgau.tv Alle Mediendaten finden Sie hier: www.verlag-doppelpunkt.at Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden. Für mit „PR“ oder „+“ gekennzeichnete Texte werden Druck- kostenbeiträge eingehoben. Es handelt sich demnach laut Mediengesetz um bezahlte Einschaltungen. Druck: Ferdinand Berger & Söhne, Horn. orn Das aktuelle INTERVIEW Wie haben die Mondseer re- agiert, als bekannt wurde, dass Sie die Pfarre verlas- sen werden? Wageneder: Die ersten wa- ren die Ministranten, die mich konkret darauf angesprochen haben. „Stimmt es Herr Pfar- rer, dass Sie uns verlassen werden?“ haben sie gefragt. Als ich „ja“ gesagt habe, war ihre Antwort: „Das geht nicht.“ Wie kam es zu dem Ent- schluss? Wageneder: Jeder Mensch hat in seinem Leben Phasen in denen er spürt, dass er et- was verändern möchte. Ich bin jetzt seit 16 Jahren Pfarrer in Mondsee. Seit drei Jahren habe ich das Gefühl, dass sich alles ein bisserl abgeschliffen hat. Vieles ist zur Routine ge- worden, Alltag ist eingekehrt, so manche Spannung ist weg. Als ich dann im vergangenen September von einem Mit- arbeiter der Salzburger Erz- diözese eine neue Aufgabe angeboten bekam, habe ich sofort das Gefühl gehabt, dass das jetzt der richtige Weg für mich ist. Was wird Ihr neue Aufgabe sein? Wageneder: Ich werde in der Erzdiözese Salzburg in einem Team mitarbeiten, das sich mit grundlegenden Fra- gen zur künftigen Entwick- lung der Kirche beschäftigen wird. Die Themen sind dabei breit gestreut. Sie reichen von Wallfahrten bis hin zum Um- gang mit jungen Menschen in der Kirche. Dabei sind meine Kreativität gefragt, aber auch meine langjährige praktische Erfahrungen als Seelsorger und vor allem auch mein Wis- sen, das ich mir im Laufe der Zeit bei Studien in London und Halifax erworben habe. Was werden Sie Ihrem Nachfolger in Mondsee mit- geben? Wageneder: Nichts. Ich wer- de ihm die Pfarre übergeben und ihn den eigenen Weg ge- hen lassen. Pfarrer Edlinger hat das bei mir auch so ge- macht und ich war ihm dank- bar dafür. Ich kenne Reinhard Bell und weiß, dass er ein her- vorragender Seelsorger ist. Apropos Seelsorger. Auch Sie sind seit je her begeis- terter Seelsorger. Quasi ein Mann an der Front, salopp gesprochen. Wird Ihnen das nicht abgehen? Wageneder: Als ich mich entschieden habe, Pfarrer zu werden, war für mich immer klar, dass ich in erster Linie in der Seelsorge tätig sein möch- te. Und tatsächlich hat mich das auch in den vergangenen Jahren immer ausgefüllt. Ich habe verschiedenste Men- schen in allen Lagen ihres Lebens kennen gelernt. Ich war in dieser Zeit für manche ein Helfer durch schwere Ta- ge, für andere wiederum war ich ein Botschafter der Hoff- nung. Aber um bei der Frage zu bleiben: Natürlich wird mir die Seelsorge abgehen. Wobei es schon so sein wird, dass ich in einigen Pfarren in Salzburg Messen lesen werde. Und wenn mich der neue Pfarrer von Mondsee einmal braucht und ich Zeit habe, springe ich natürlich auch hier gerne ein. Vielen Mondseern sind Sie als Pfarrer in Erinnerung, der mit dem Fallschirm di- rekt vom Himmel kam. Wageneder: Stimmt. Das war eine Spendenaktion für die Basilika, die von den Mi- nistranten organisiert wurde. Während ich mit dem Tan- demfallschirm zur Erde ge- segelt bin, haben die Minist- ranten unter den Schaulusti- gen Spenden für die Basilika gesammelt. Das war kurz nachdem ich nach Mondsee gekommen bin und für viele Gläubige eine der ersten Be- gegnungen mit ihrem neuen Pfarrer. Die Basilika war Ihnen von Anfang an eine Herzensan- gelegenheit? Wageneder: Die Mondseer Basilika ist eine der schönsten Kirchen überhaupt. Hier Pfar- rer zu sein ist eine ganz be- sondere Auszeichnung. Des- halb habe ich mich auch mit vollem Engagement und aller Kraft für die Renovierung ein- gesetzt. Was ist es für ein Gefühl am Altar zu stehen mit den vollen Bänken vor sich und eine Messe zu lesen? Wageneder: Unbeschreib- lich. Es ist immer wieder ein Erlebnis. Du spürst die Kraft des Glaubens, bist demütig und euphorisch zugleich. Für einen Pfarrer gibt es einfach keine schöneren Momente. Ist es Ihnen schon ein- mal passiert, dass Sie bei der Predigt den roten Fa- den verloren haben? „Ei- nen Hänger hatten“, wie es beim Theater so schön heißt. Wagenender: Das kann hie und da schon vorkommen, dass ich mich in Gedanken verliere und dann momentan nicht mehr weiter weiß. Ein- mal habe ich sogar zu den Gläubigen gesagt: „Bitte helft mir weiter“. Die haben das aber nicht so als direkte Auf- forderung aufgefasst. Aber letztendlich finde ich irgend- wie den Bogen dann doch im- mer wieder. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich sehr gerne predige. Wie lange dauern die Vor- bereitungen auf eine Pre- digt? Wageneder: Die Themen sind ja von der Liturgie vor- gegeben. Sie dann in eigene Worte zu verpacken ist meine Arbeit. Ich flechte Erlebnisse ein, die mir im Alltag passie- ren. Ich finde in Büchern pas- sende Zitate oder mir kom- men spontan Ideen. Das alles notiere ich mir und formuliere dann die Predigt. Don Camillo und Peppone ist ein Klassiker wenn es um das manchmal doch nicht ganz so einfache Verhältnis zwischen Kirche und Politik geht. Sind Ihnen solche Si- tuationen aus der eigenen Praxis auch bekannt? E rnst Wageneder war 16 Jahre lang Pfarrer in Mondsee. Jetzt stellt er sich einer neuen Aufgabe. Worum geht es dabei, wie ihm der Abschied von Mondsee gelingt und wieso er immer ein Seelsorger bleiben wird, verrät er in diesem Interview. Herr Pfarrer, wieso gehen Sie aus Mondsee weg?

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