DOPPELPUNKT November 2019

November 2019 Seite 17 Der lange Schatten des Zyklons S echs Monate nach dem verhee- renden Zyklon in Mosambik be- reist der Neumarkter Gabriel Müller das Katastrophengebiet. Nach der Akuthilfe, unterstützt von vielen Salzburgerinnen und Salzbur- gern, hat sich das Bild des Schreckens in eines der stillen Katastrophe verwandelt. Tausende Menschen haben alles verloren, Licht für die Welt hilft den Verletzlichs- ten. Es scheint die Sonne über dem indischen Ozean, als der Neumarkter Gabriel Müller (44) in der Hafenstadt Beira in Zentralmo- sambik einlangt. Eine trügerische Idylle wird demaskiert durch umgestürzte Bäume und abgedeckte Dächer allerorts. Zyklon „Idai“ schlug am 14. März 2019 dort auf Land, wo Licht für die Welt Anfang des Jahres eine neue Augenklinik mit Spenden aus Österreich fertiggestellt hatte. „Unsere neue Augenklinik sollte fortan am Grau- en Star erblindeten Patienten Augenlicht schenken, doch durch den Zyklon wurde sie stark beschädigt und wir mussten akute Notfallmaßnahmen einleiten“, so Müller, der sich seit 19 Jahren für die österreichi- sche Hilfsorganisation engagiert. Es gab in der Sturmnacht so viele Tote und Verletzte, dass kurzerhand einer der beiden Opera- tionssäle im Augenspital für lebensrettende Unfallchirurgie umfunktioniert wurde. Bis zum heutigen Tag müssen unterschiedliche Operationen unter dem Dach der Augen- klinik durchgeführt werden, weil andere Gebäude des Zentralspitals von Beira noch stärker in Mitleidenschaft gezogen sind. Parallel dazu haben der mosambikanische Klinikdirektor Dr. Abel Polaze und sein Team die Augenlicht rettende Arbeit wie- der aufgenommen. Viele strahlende Kin- deraugen begegnen Gabriel Müller bei den Besuchen an den Spitalsbetten. Jedes von ihnen gleicht einem Sonnenaufgang. Die Blicke der begleitenden Angehörigen spie- geln noch die angstvolle Erinnerung an die lebensbedrohliche Zyklon-Nacht, wo sich viele notdürftig mit Tüchern und Matrat- zen gegen die durch die abgedeckten Dä- cher fliegenden Trümmer und Steine wehr- ten. Im Distrikt Buzi kamen noch schwere Überschwemmungen durch den Buzi River hinzu, die viele Menschen auf Bäume und Dächer zwangen, wo sie mit spärlicher Nahrung und verschmutztem Trinkwas- ser zwei Wochen lang ausharren mussten. „Ich habe in all den Jahren viel gesehen, was Menschen in den Armutsgebieten zu- gestoßen ist. Aber dass tausende Menschen einfach alles, wirklich alles verloren ha- ben und bis heute in notdürftigen Zelten mit nichts als ihren Kleidern am Leib von einem Tag zum anderen leben, das ist für mich eine beispiellos erschütternde Erfah- rung“, so Müller. Der Salzburger bittet um Hilfe für die Nothilfeprogramme von Licht für die Welt zugunsten augenkranker, blinder und an- derweitig behinderter Menschen im vom Zyklon betroffenen Gebiet in Mosambik. Nähere Informationen zum Nothilfepro- gramm: www.licht-fuer-die-welt.at Gabriel Müller mit AugenpatientinMarietta und ihrer Mutter Maria imAugenspital in Beira-Mo- sambik-Sept. Bild: Gabriel Müller Aktuelle Rundschau

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