DOPPELPUNKT Marez 2019

März 2019 REPORTAGE Wieder daheim: Johanna Katherina Ebner beim Anrühren einer Salbe mit Schweinefett, Johanneskrautöl und Lärchenharz. Bild: Rule In der Apotheke. Die Nonnen bereiten alle Salben selbst zu und können dabei auf ein jahrhundertealtes Wissen zurückgreifen. Im Bild links Diplomschwester Bernadette beim Anrühren einer Salbe. Dem Herrn auf dem rechten Bild hat die „weißhäutige” Schwester Jo- hanna mit einer Spülung die Ohren gereinigt. Alle Bilder: Johanna Katharina Ebner I rgendwann erreicht wahrscheinlich jeder von uns einmal den Punkt an dem er das Gefühl hat, er muss sein Leben ändern. Neue Wege gehen, sich Wün- sche erfüllen, alte Muster hinter sich lassen. Kurzum: Sein Leben zu leben. Aber wer tut das dann wirklich? Einfach alles hinter sich lassen? Johanna Ka- tharina Ebner aus Teichstätt hat es getan. Sie ist nach Ägypten gegangen und hat dort in einer Armenambulanz verletzten Menschen geholfen, die sich sonst keine Hilfe leisten könnten. „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom“, lacht mich Katharina Ebner bei unserer Begrüßung an und sagt so mit ganz wenigen Worten, wie der- zeit ihr Leben verläuft. Ganz anders, als in den vergangenen drei Jahrzehnten. Da war sie als Diplomkrankenschwester in einem Spital tätig. Sie hat nicht nur tausenden Kranken gehol- fen. Sie hat auch miterlebt, wie sich die Pflege verändert hat. Weg vom Patienten, hin zum Bürokratismus. „Ich nenne es inzwischen Computerpflege, was da bei uns abläuft“, sagt Ebner. Von Rupert LENZENWEGER Wie anders sind da die ver- gangenen zwei Monate gewe- sen. Die hat Johanna Katharina Ebner in Ägypten verbracht. Bei den Borromäerinnen in Kairo. Die Nonnen dieses deutschen Ordens betreiben dort nicht nur eine Eliteschu- le, sondern kümmern sich in einer Armenambulanz auch liebevoll um jene Menschen, die sich in Ägypten sonst keine medizinische Versorgung leis- ten könnten. Also die Ärmsten der Armen, von denen täglich bis zu 300 Hilfe bei den Non- nen suchen. Erwachsene mit kaputten Gliedmaßen, mit ver- stümmelten Zehen und riesigen offenen Wunden die nicht hei- len wollen. Vor allem aber auch Kinder mit schweren Brand- wunden. „Und solche gibt es in Ägypten viele“, weiß Ebner. Es sind in erster Linie Sal- ben, mit denen die Nonnen Linderung bringen. Salben, hergestellt aus einem reichen Erfahrungsschatz vieler Ge- nerationen. Und deshalb ist auch Johanna Katharina Eb- ner auf diese Armenambulanz aufmerksam geworden. Weil Ebner ist, wenn man es jetzt einmal so salopp ausdrücken möchte, schon ein bisserl eine Kräuterhexe. Bei ihr daheim in Teichstätt stehen auf dem großen Küchenherd die Ingre- dienzien für heilende Salben: Lärchenharz in einem großen Glasplutzer, Schweineschmalz in einem Tonkrug und Johan- niskrautöl in einem Emailtopf. Dazu kommen dann noch ver- schiedene Kräuter, je nach Art der Verletzung. Ähnlich wie in Ebners Küche sieht es auch in der Apotheke im Krankenhaus in Ägypten aus. Dort rührt Diplomschwes- ter Bernadette die Salben an und ließ sich dabei von „Vo- lontärin“ Johanna aus Teich- stätt gerne über die Schulter schauen. „Ich habe dort viel gelernt. Nicht nur wenn es um Man spricht arabisch und fragt nicht

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