DOPPELPUNKT Juni 2021
Seite 13 Aktuelle Rundschau Juni 2021 E rnst Wageneder war 16 Jahre lang Pfarrer in Mondsee. Jetzt stellt er sich einer neuen Aufga- be in der Erzdiözese Salzburg. Wie kam es zu dem Ent- schluss? Wageneder: Jeder Mensch hat in seinem Leben Phasen in denen er spürt, dass er et- was verändern möchte. Ich bin jetzt seit 16 Jahren Pfarrer in Mondsee. Seit drei Jahren habe ich das Gefühl, dass sich alles ein bisserl abgeschliffen hat. Vieles ist zur Routine ge- worden, Alltag ist eingekehrt, so manche Spannung ist weg. Als ich dann im vergangenen September von einem Mit- arbeiter der Salzburger Erz- diözese eine neue Aufgabe angeboten bekam, habe ich sofort das Gefühl gehabt, dass das jetzt der richtige Weg für mich ist. Was wird Ihr neue Aufga- be sein? Wageneder: Ich werde in der Erzdiözese Salzburg in einem Team mitarbeiten, das sich mit grundlegenden Fra- gen zur künftigen Entwick- lung der Kirche beschäftigen wird. Die Themen sind dabei breit gestreut. Sie reichen von Wallfahrten bis hin zum Um- gang mit jungen Menschen in der Kirche. Dabei sind meine Kreativität gefragt, aber auch meine langjährige praktische Erfahrung als Seelsorger und vor allem auch mein Wissen, das ich mir im Laufe der Zeit bei Studien in London und Halifax erworben habe. Was werden Sie Ihrem Nachfolger in Mondsee mit- geben? Wageneder: Nichts. Ich wer- de ihm die Pfarre übergeben und ihn den eigenen Weg ge- hen lassen. Pfarrer Edlinger hat das bei mir auch so ge- macht und ich war ihm dank- bar dafür. Ich kenne Reinhard Bell und weiß, dass er ein her- vorragender Seelsorger ist. Was ist es für ein Gefühl am Altar zu stehen mit den vol- len Bänken vor sich und ei- ne Messe zu lesen? Wageneder: Unbeschreib- lich. Es ist immer wieder ein Erlebnis. Du spürst die Kraft des Glaubens, bist demütig und euphorisch zugleich. Für einen Pfarrer gibt es einfach keine schöneren Momente. I st es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie bei der Predigt den roten Faden ver- loren haben? „Einen Hänger hatten“, wie es beim Theater so schön heißt. Wagenender: Das kann hie und da schon vorkommen, dass ich mich in Gedanken verliere und dann momentan nicht mehr weiter weiß. Ein- mal habe ich sogar zu den Gläubigen gesagt: „Bitte helft mir weiter“. Die haben das aber nicht so als direkte Auf- forderung aufgefasst. Aber letztendlich finde ich irgend- wie den Bogen dann doch im- mer wieder. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich sehr gerne predige. D on Camillo und Pep- pone ist ein Klassiker wenn es um das manchmal doch nicht ganz so einfache Verhältnis zwischen Kirche und Politik geht. Sind Ihnen solche Situationen aus der ei- genen Praxis auch bekannt? Wageneder: Natürlich hat es auch Konflikte und Situatio- nen gegeben, bei denen nicht alle gleicher Meinung waren. Da fallen mir spontan die Dis- kussionen um das Stiftsmuse- um ein. Da hatte die Weltlich- keit durchaus andere Ansich- ten wie ich und es hat deshalb auch so manche Auseinander- setzung gegeben. Geblieben ist eine österreichische Lö- sung: Das Museum ist dann in keiner der diskutierten For- men gekommen. Auch des- halb, weil die Landesausstel- lung 2020 verschoben wurde. Haben Sie in Salzburg auch eine Haushälterin? Wageneder: Nein, ich muss da alleine zurecht kommen. Was für mich jetzt aber nicht wirklich ein Problem ist. Ich bin als Wirtsbub in Gampern aufgewachsen und meine Mutter hat mir schon bald ge- lernt, was Hausarbeit ist. Ich kann putzen und Wäsche wa- schen, bügeln und koche auch gar nicht so schlecht. Wenn es den Zölibat nicht gäbe ...? Wageneder: Dann hätte ich ganz bestimmt eine Familie mit Ehefrau und mindestens drei Kindern. Gibt es in der katholischen Kirche tatsächlich den Fonds, aus dem Alimente für ledige Kinder von Pfar- rern bezahlt werden? Wageneder: Nein, den gibt es nicht. Das ist ein Gerücht, das aber wahrscheinlich nie ganz verschwinden wird. Ich selbst kenne einen Pfarrer, der Vater von Zwillingen ist. Die Verpflichtungen dafür muss er von seinem Gehalt bezahlen. Wie jeder andere ledige Vater auch. Manche Mondseer sagen auch, dass Sie ein begnade- ter Schnapsbrenner wären. Wagender: Naja, das ist jetzt vielleicht doch etwas übertrie- ben. Aber es stimmt, dass ich mit einem bekannten Bauer schon Schnaps gebrannt habe. Die Zwetschken dafür kamen aus dem Pfarrgarten. Und ehr- lich gesagt: Der Schnaps kann sich wirklich sehen lassen. Kostprobe gefällig? Bitte! Interview:RupertLenzenweger Herr Pfarrer, wieso gehen Sie aus Mondsee weg? So kennen ihn die Mondseer: Seit 16 Jahren ist Ernst Wagen- eder Pfarrer und Seelsorger von Mondsee. Mit 1. September übernimmt Wageneder eine neue Aufgabe in der Erzdiözese Salzburg. Bild: VOLLMOND/August Schwertl
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