DOPPELPUNKT August 2023

August 2023 Seite ?? Aktuelle Rundschau E s gibt gar wundersa- me Geschichten über Brieftauben und ihren unglaublichen Instinkt, immer wieder nach Hause zu finden. Au- gust Schinwald aus Schneegattern und sein Enkel Martin Schöfeg- ger können seit dem vergangenen Jahr auch so eine unglaubliche Geschichte erzählen. 90 Tauben haben die beiden in ihrem Schlag und eine da- von hat einen ganz besonde- ren Namen: „Der Schweizer“. Wie der Tauber dazu kam, er- zählen die beiden immer wie- der gerne. Es war vor rund einem Jahr, da haben August Schinwald und sein Enkel zwei ihrer Tauben an einem Weitstre- cken-Wettflug teilnehmen lassen. Gestartet wurde in Le Mans in Frankreich und schon einen Tag später traf der erste Tauber in seinem Schlag daheim in Schnee- gattern ein. Er legte die 976 Kilometer lange Flugstrecke mit einer Geschwindigkeit von 756 Metern pro Minute zurück. Ruhezeiten mit ein- gerechnet, ergibt das eine Durchschnittsgeschwindig- keit von 45,36 Stundenkilo- meter. Tatsächlich können Tauben bei idealer Witterung bis zu 130 Stundenkilometer schnell fliegen. Während also der eine Tauber schon zu Hause saß, blieb sein Bruder vorerst ver- schwunden. Bis zwei Tage später ein Anruf aus Grau- bünden kam. Wildhüter Ueli Jöriman hatte den abgängi- gen Tauber verletzt im Wald gefunden und brachte ihn in eine Vogelauffangstation. Knapp zwei Wochen später kam die Nachricht: „Der Vo- gel hängt an der Voliere und möchte hinaus.“ „Eigentlich wollten wir ja in die Schweiz fahren und die Taube persönlich überneh- men. Aber nach dem Anruf des Wildhüters haben wir uns das überlegt“, erinnert sich August Schinwald und gab Ueli Jöriman grünes Licht zum Öffnen der Voliere. Zwei Tage später kam auch die zweite Taube mit Ein- bruch der Dunkelheit in ih- rem Schlag in Schneegattern Was macht „der Schweizer“ im Taubenschlag in Schneegattern? August Schinwald (Bild) und sein Enkel Martin Schöfegger sind begeisterte Brieftaubenzüch- ter und haben mehr als 90 Tiere in ihrem Schlag. Bilder: Adi Falb Brieftauben tragen farbige Fußringe, die Rückschlüsse auf das Alter und die Herkunft geben. Meist ist auch die Telefon- nummer des Züchters angegeben damit eine schnelle Kontakt- aufnahme möglich ist. an. Bei näherer Untersuchung war August Schinwald auch schnell klar, wieso seine Tau- be in der Schweiz einen Zwi- schenstopp einlegen musste: „Ich habe gleich gesehen, dass der Tauber mit einem Raub- vogel Kontakt gehabt haben musste. Es fehlten Federn am Schwanzanfang und deutlich waren Spuren von Krallen eines Raubvogels zu sehen.“ Seit diesem Tag heißt der Tau- ber für die ganze Familie nur mehr „der Schweizer“. Adi Falb Der Raubvogel hat die Taube am linken Flügel verletzt.

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