DOPPELPUNKT August 2020

Die aktuelle Umfrage August 2020 Seite 3 Jan Winckel, Glas- graveur, Anger in Bayern: „Ich be- treibe das Kunst- handwerk mit meiner Frau und momen- tan ist eine schwere Zeit für uns, weil sehr viele Veranstal- ter ihre Märkte absagen. Der Markt in Mondsee ist für uns der erste heuer. Normalerweise habe ich jährlich 180 Markt- tage. Von dem bin ich heuer weit weg. Wir haben zwar den Onlinehandel verstärkt, aber wirklich eine Alternative ist das nicht.“ Annette Weger, Taschen- macherin, Wilhelmi- nenberg: „Jeder Markt der abgesagt wird, ist natürlich ein schwerer Schlag für alle Kunsthandwerker. Weil diese Märkte lassen sich nicht ersetzen. Durch Corona müssen wir alle den Gürtel enger schnallen und von Rück- lagen leben, weil mit den Einnahmen schaut´s derzeit schlecht aus und ich weiß auch nicht, ob sich das heuer noch ändern wird.“ Katrin Kaiser, Mode und Acces- soires, Semriach: „Was mich am meis- ten ärgert ist, dass die Politiker immer so tun, als ob wir eh alle Unterstüt- zungen bekämen. Das ist aber nicht der Fall. Wir werden im Regen stehen gelassen. Ob- wohl natürlich auch bei uns das Geschäft eingebrochen ist, war für mich der Antrag um Unterstützung ein unendli- cher Spießrutenlauf, an dessen Ende nicht einmal 1.000 Euro herausgekommen sind.“ Paul Aldo Ca- sagranda, Kunst- hand- werker, Eber- schwang: „Für mich war es bis jetzt Gott sei Dank kein Problem. Ich habe einige Großaufträge abgearbeitet und kann mich auf Stammkunden verlassen, die immer wie- der Arbeiten von mir wollen. Außerdem habe ich mir in der Corona-Pause einen großen Gemüsegarten angelegt, mit dem ich viel Freude habe, weil wir uns jetzt praktisch selbst versorgen können.“ Pez Rach- bauer, Kunst- schlos- serin, St. Peter am Hart: „Ich bin Schlos- ser- und Schweis- sermeisterin und betreibe das Kunsthandwerk nur neben- bei. Und nachdem wir in der normalen Schlosserei viel Arbeit haben, konnte ich den Ausfall im Kunsthandwerk ausgleichen. Der Markt in Mondsee ist für uns der ers- te im heurigen Jahr, nachdem rund ein Dutzend Märkte auf denen wir im Frühjahr ausstellen wollten, abgesagt wurden.“ Josef Ra- dinger, Drechsler, Pettenbach: „Ich habe übersehen, mich vor der Total- sperre aller Geschäft mit Material einzudecken. Plötzlich hatte ich kein Schleifpapier mehr und es fehlten Schrauben oder an- dere kleine Dinge, denen man sonst kaum Beachtung schenkt, weil man sie an jeder Ecke kaufen kann. Ansons- ten habe ich die Zeit recht gut überstanden. Geschäftlich ist Corona natürlich eine Katas- trophe für unsere Branche und es wird auch nicht so schnell besser, nachdem jetzt schon die ersten Adventmärkte ab- gesagt werden.“ Erwin Gnigler, Schmuck- designer, Lenzing: „Ich bin Pensionist und mache das Kunst- handwerk aus reiner Liebhaberei. Also trifft mich der finanzielle Ver- lust weniger. Was mir aber schon fehlt, sind die Märkte und der direkte Kontakt mit den Menschen. Deshalb bin ich froh, dass der Mondseer Markt nicht auch abgesagt wurde, so wie viele andere Veranstaltun- gen.“ Martina Rotter, Schwarz- kümmel- produkte, Gmunden: „Ich habe die Zeit ge- nutzt und ganz bewusst ein bisserl zu- rückgeschaltet. Gott sei Dank habe ich einige Rücklagen, so dass ich finanziell keine Pro- bleme bekommen habe. Jetzt hoffe ich aber schon, dass sich alles wieder normalisiert und nicht alle Märkte abgesagt werden.“ Franz Gamp, Holz- handwerk, Kirchberg- Thening: „Ich bin Pensionist und be- treibe das Kunsthandwerk als reines Hobby. So gesehen ist die Co- rona-Pause an mir fast spurlos vorbei gegangen. Trotzdem bin ich aber froh, dass jetzt wie- der Märkte stattfinden. Weil es freut mich schon, wenn mir jemand eines meines Vo- gelhäuser abkauft oder die Häuschen von den Marktbesu- chern bewundert werden.“ Michael Wunderer, Messer- macher, Kösten- dorf: „Für mich wa- ren die Corona- Ein- schränkungen schlecht, weil es keine Märkte gab, auf de- nen ich die Messer verkaufen konnte. Natürlich habe ich versucht, den Onlinehandel anzukurbeln. Aber das ist zum einen recht kompliziert und zum anderen funktioniert das nicht richtig. Weil meine Messer muss man in die Hand nehmen um die Qualität im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen.“ Interviews: Rupert Lenzenweger M ehrere Wochen stand unser Leben still. Die Wirtschaft ist zum Erliegen ge- kommen, viele Kleinunternehmer, Künstler und Veranstalter trudeln seither am Abgrund zum Ruin. Besonders betroffen von den rigorosen Maßnahmen der Regierung waren auch die Kunsthandwerker, nachdem alle Märkte abgesagt wur- den. Deshalb haben wir am Markt in Mondsee die Kunsthandwerker gefragt: Wie haben Sie die Ausgangssperre überstanden? Wie schlimmwar für Sie die Corona-Sperre?

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