DOPPELPUNKT April 2023
FAHRTWIND nicht selten Serienmaschinen einfach nur umgebaut. Grob- stollige Reifen drauf, Auspuff höher gelegt und längere Fe- derbeine eingebaut. So ent- standen die wildesten Kon- struktionen, die aber nicht immer funktionierten. Die rund 150 Maschinen im Enduromuseum haben aber alle funktioniert. Mehr noch. Jedes Motorrad hat seine His- torie und wurde von einem Meister gefahren oder von einem begnadeten Konstruk- teur zu einem ganz besonde- ren Stück veredelt. Kurzum: Es sind wahre Gustostückerl die es bei dieser Zeitreise durch den Motorrad-Gelän- desport von 1913 bis heute zu sehen gibt. Na und, können Sie jetzt sa- gen. So ein Museum genügt, um Europas Motorradstadt zu küren? Natürlich nicht, da braucht´s schon mehr. Und fast genauso interessant wie die Motorräder selbst, sind die Gemäuer in denen das Museum untergebracht ist. Es sind Räume des ehemaligen MZ-Werkes, in denen eine 112 Jahre lange Motorradge- schichte geschrieben wurde. Seit 1906 wurden in Zscho- pau und Umgebung bis 2008 Motorräder gebaut. Zunächst als DKW (Dampf-Kraft-Wa- gen), ab 1952 als MZ (Mo- torradwerk Zschopau) und ab 1992 als MuZ (Motorrad- und Zweiradwerk GmbH). Der eigentliche Höhenflug des DKW-Konzerns begann 1922 mit dem „Reichsfahrts- modell“ und mit der Grün- dung der Zschopauer Moto- renwerke ein Jahr später. Es folgten höchst erfolgreiche Jahre mit Siegen und Meis- tertiteln in allen Bewerben. Dann kam der Krieg und da- nach war Zschopau plötzlich DDR und MZ ein Vorzeige- betrieb Ostdeutschlands. Bis zu 90.000 Motorräder verlas- sen Anfang der 1960er-Jah- re jedes Jahr das Werk. Der Großteil davon geht in den Export und auch in Österreich waren MZ auf den Straßen keine Unbekannten. Heute sind die Motorräder aus Zschopau bei Oldtimer- freunden in ganz Europa ge- fragt. Zum einen deshalb, weil MZ stets mit modernster Technik glänzte. Zum ande- ren, weil es nach wie vor für viele Typen erschwingliche Ersatzteile gibt. Ganz klar, dass im Enduro- museum Zschopau auch alle erfolgreichen Modelle von In den 1960er-Jahren gehörten die DDR-Geländefahrer mit ihren MZ-Maschinen zu den Besten der Welt. Wie alles begann: In den Zwanziger- mässige Straßenmaschinen für den auch so wuchtige DKW wie auf dem
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